Am 26. Oktober 2009, einem Montag um sechs Uhr am Abend, steht Helga Stöhr-Strauch vor dem Stuttgarter Rathaus. Eine schmale Frau mit Stil und Kurzhaarfrisur, den Stecken einer Laterne in der Hand, gelb und rund mit dem Gesicht eines Chinesen vorne drauf. Die Laterne hat sie von ihrer Nachhilfeschülerin Sophie und sie müffelt fürchterlich, weil die Kerze innendrin fleißig den Staub von diversen Jahren auf dem Dachboden verkokelt. "Meine Güte, war mir das peinlich, da rumzustehen mit dieser stinkenden Laterne", erinnert sie sich heute.
2009 ist der Protest gegen Stuttgart 21 noch eine Sache von wenigen, eher unauffällig. Barack Obama tritt damals seine erste Amtszeit an, nicht im Traum war daran zu denken, dass die CDU mal die Chefsessel im Land räumen würde. Es gab Guido Westerwelle noch, Xavier Naidoo hatte noch keinen ganz so großen Knall und da, wo Helga Stöhr-Strauch an diesem Tag steht, ist noch kein Nespresso-Kaffee-Kapsel-Laden sondern Spielwaren Kurtz. "Ich hab' mich direkt ans Schaufenster gestellt und angestrengt reingeschaut, und so getan, als würde ich auf ein Kind warten, dem die Laterne gehört", sagt sie. "Damals dachte ich: 'Was für eine bescheuerte Idee, hier zu stehen'."
8 Kommentare verfügbar
Kornelia E.
am 16.01.2018Wenn aber der "Unterlegene" die Geschichte der Sieger erzählen, dann ist der "Sieg" endgültig!
Die 400 ist und war nicht der Anfang! Sie steht für mittendrin!
Zig Jahrzehnte wo Menschen für 'mehr Verkehr von der…