Lieber Gangolf, ich weiß gar nicht mehr genau, wann unsere Zusammenarbeit begonnen hat. Auf jeden Fall vor vielen, vielen Jahren, als wir den heutigen Referenten Hermann Knoflacher nach Stuttgart geholt haben. Vielleicht war es kurz nach 1999. Wir hatten gerade erfolglos mit "Parteilos glücklich" für den Gemeinderat kandidiert. Doch statt frustriert zu sein, haben wir außerparlamentarische Lobbyarbeit mit einer wunderbaren Veranstaltungsreihe "Wege zur Nachhaltigkeit" gemacht. Boden, Verkehr und Energie waren damals schon zentrale Themen für uns, die andere erst jetzt entdecken.
Oder denk an den Buvko, den bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongress 2005. Damals war ich gerade Stadtrat geworden, und gemeinsam haben wir das Rathaus unsicher gemacht. Schon damals waren wir mit Gehzeugen auf der Konrad-Adenauer-Straße unterwegs. Was für ein Armutszeugnis für die herrschenden politischen Mehrheiten, was für ein Kompliment für dich, dass du deiner Zeit weit voraus warst!
In der Zeit mit dir habe ich viel gelernt.
Erstens: Politische Arbeit ist das Bohren von dicken Brettern und nicht die schnell gestrickte PR-Arbeit, die für die Mülltonne ist. Diese Erkenntnis hilft mir, es zu ertragen, wenn die SPD mal wieder, nachdem sie erst einen Antrag von uns abgelehnt hat, ihn zwei Monate später als ihre Erfindung in der Presse verkauft. Das haben wir in dieser Woche wieder erlebt. Plötzlich ist die SPD auch dagegen, dass bei unserem Nahverkehr die Preise steigen.
Zweitens: Politische Aufklärung gelingt nur, wenn du mit den Menschen direkt redest. Sie wollen wissen, was du willst, wofür du stehst, wofür sie einstehen sollen. Ich weiß noch, wie wir bei "Parteilos glücklich" versprochen haben, jeden Samstag auf dem Marktplatz zu stehen. Tja, eine Zeit lang haben wir das auch hingekriegt, und ich weiß, dass du in dieser Zeit für viele Menschen eine wichtige Stütze und Motivation warst, gegen Stuttgart 21 aktiv zu sein.
2 Kommentare verfügbar
Hans D. Christ
am 11.07.2016…