Ganz schön mutig, Herr Riexinger, im Homeland der CDU und eines konservativen grünen Ministerpräsidenten als Linker anzutreten.
Riexinger: So wagemutig ist das gar nicht. Umfragen sehen uns inzwischen bei fünf Prozent. Viele Wähler, insbesondere der Grünen und der SPD, sind enttäuscht. Viele haben bei der letzten Wahl taktisch gestimmt, sie wollten Mappus verhindern. Diesmal können die Leute völlig unbeschwert entscheiden, und deshalb rechne ich mir gute Chancen aus. Nachdem der Politikwechsel durch Grün-Rot ausgeblieben ist, braucht dieser Landtag dringend einen roten Farbtupfer, sprich eine Opposition, die ihren Namen verdient. Honorige Menschen wie Egon Hopfenzitz, der einst Stuttgarter Bahnhofsvorstand und für die CDU war, sind inzwischen Freunde der Linken.
Und die Perlenketten-Witwe vom Killesberg steht auch schon ante portas.
Riexinger: Wir sehen unser Potenzial schon eher in Stuttgart-Rot oder Neugereut. Aber warum sollen Killesberg-Bewohner nicht links wählen? Dazu muss es mir nicht schlecht gehen, dazu muss ich nur ein Bewusstsein für den Zustand der Welt haben. Der macht auch vor dem Killesberg nicht halt.
Rockenbauch: Die Leute haben doch die Schnauze voll davon, sich immer anhören zu müssen, sie sollten das kleinere Übel wählen, um Schlimmeres zu verhindern. Das kenne ich aus dem OB-Wahlkampf zwischen Fritz Kuhn und Sebastian Turner, und trotzdem habe ich damals als Kandidat in Stuttgart-Mitte 15 Prozent erreicht. Bei der Landtagswahl hat das bei Stefan Mappus noch geklappt – aber wer ist heute schlimmer: Kretschmann, Schmid oder Wolf?
Riexinger: Der Erste könnte bei der CDU sein, der Zweite ist die schwarze Null, und der Dritte schreibt schlechte Gedichte. Die politischen Unterschiede sind so gering, da braucht es eine Partei, die einen gänzlich anderen Politikentwurf hat.
Aber warum denn? Dem Land geht's gut, 72 Prozent finden Kretschmann prima, warum sollen die Leute ausgerechnet die Linke wählen?
15 Kommentare verfügbar
Volker Maisch
am 26.06.2015Sie haben Recht !!!
Demokratie-Kapitalismus = Religion...
Die da " oben " merken es erst, wenn die Welt vor dem Abgrund steht. Die so genannte Neoliberalistische Politik seit der " Wende " 1989/90 fährt den Karren an die Wand !!!
Mit ihrer opportunistischen Politik "…