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Drohende Kappung der Panoramastrecke

Oh, wie schön ist die Gäubahn

Drohende Kappung der Panoramastrecke: Oh, wie schön ist die Gäubahn
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Zwei Klagen, sieben unzufriedene Bürgermeister, wütende Bürger:innen und ein Verkehrsministerium, das zwar Kompensationen anbietet, aber keine befriedigende Lösung: Das ist der Zwischenstand bei der Gäubahn, die 2026 vom Stuttgarter Hauptbahnhof gekappt werden soll.

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Franz-Dieter Weitz ist wütend. "Wir haben die Schnauze voll von dem ganzen Geschwätz", schimpft er. "Wer will schon nach Vaihingen?" Weitz ist Mitglied der Initiative Pro Gäubahn Rottweil. Die war nicht eingeladen, als Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in Rottweil sein "Kompensationspaket" vorgestellt hat für die Zeit, in der die Gäubahn wegen Stuttgart 21 nicht bis zum Stuttgarter Hauptbahnhof fahren soll: Ab Mitte 2026 und bis mindestens 2032 sollen nach Auskunft des Ministeriums "die Züge in Stuttgart-Vaihingen enden und starten".

"Wir wollen zum Hauptbahnhof", lautet dagegen das Motto der Initiative. Weitz erklärt, warum: Fahrgäste aus Rottweil oder Horb, die nicht unbedingt nur nach Stuttgart, sondern etwa nach Berlin oder München wollen, müssten bei einer Kappung der Gäubahn mit ihrem ganzen Gepäck in Stuttgart-Vaihingen in eine der häufig verspäteten, überfüllten S-Bahnen umsteigen und erreichen ihren Anschlusszug nur mit Glück eine halbe Stunde später.

Mindestens sechs Jahre lang soll die Gäubahn nicht bis zum Hauptbahnhof fahren, wahrscheinlich länger – so lange bis der noch nicht einmal planfestgestellte Pfaffensteigtunnel fertig ist. Dagegen klagen seit Juni 2023 die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und seit März 2024 der Landesnaturschutzverband (LNV). Anfang März haben sich in Rottweil mehrere Initiativen und Verbände zum Bündnis Pro Gäubahn zusammengeschlossen, das in seiner "Rottweiler Erklärung" fordert, die Gäubahn nicht zu unterbrechen. In Stuttgart gründete sich das Gäubahnkomitee. Und auch die Bürgermeister der größten Anrainerkommunen sind unzufrieden.

Offener Brief von sieben OBs an die Bahn

Im Gespräch mit Kontext erklärt Stefan Belz, seit sechs Jahren Oberbürgermeister von Böblingen, seinen Standpunkt: Böblingen war in letzter Zeit doppelt von Sperrungen betroffen – sowohl auf der S-Bahn-Linie S1 zwischen Herrenberg und Stuttgart als auch im Fernverkehr auf der Gäubahn. Böblingen hat 50.000 Einwohner. 40.000 Menschen nützen täglich den Bahnhof, 80.000 pendeln in den Landkreis ein. Allein im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk arbeiten 35.000. "Böblingen und sein Landkreis sind ein wichtiger Wirtschaftsstandort", betont Belz. "Wir sind auf eine gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr angewiesen."

Bereits vor drei Jahren hat Belz mit einem Brief mit zwölf Bürgermeistern benachbarter Kommunen erreicht, dass Böblingen auch in Zukunft, wenn der Pfaffensteigtunnel von Böblingen zum Flughafen die Verbindung zum Hauptbahnhof herstellen soll, eine Station auf der Bahnlinie bleibt. Das war in einem früheren Planungsstand tatsächlich nicht vorgesehen gewesen, ebenso sollte der Halt in Singen gestrichen werden (Kontext berichtete). Belz hält nicht viel von dem geplanten Tunnel: der längste Eisenbahntunnel Deutschlands, bemerkt er. Auch der angedachte "Nordhalt" als Gäubahn-Endstation nahe des Stuttgarter Nordbahnhofs, wo die Fahrgäste auf die S-Bahn umsteigen müssten, überzeugt ihn nicht.

"Wir haben derzeit und wollen auch in Zukunft eine Direktverbindung zum Stuttgarter Hauptbahnhof", schrieben Belz und seine sechs Amtskollegen Mitte März in einem Offenen Brief an die Stuttgart-21-Projektgesellschaft: "Keine Kappung solange der Pfaffensteigtunnel nicht planfestgestellt, nicht vertraglich abgesichert und im Bundeshaushalt enthalten und beschlossen ist!"

Finanzierung des Tunnels: noch ungewiss

Die Bahn hat derweil Anfang April die Planfeststellung beantragt und rechnet mit einem Baubeginn 2026. Mit einem neuen "Partnerschaftsmodell", in dem die beteiligten Firmen schon früh eingebunden seien, so beteuern die Planer, wollen sie den Zeit- und Kostenrahmen einhalten.

Die Finanzierung steht allerdings noch in den Sternen. Eine Milliarde Euro soll der Tunnel kosten, von denen 270 Millionen aus dem Projekt Stuttgart 21, die für die ursprüngliche Gäubahn-Planung vorgesehen waren, abgezweigt werden sollen. Matthias Lieb, der Fahrgastanwalt des Landes, kam 2023, damals noch als VCD-Landesvorsitzender, im Vergleich mit dem Offenburgtunnel im Rheintal dagegen auf eine Größenordnung von drei Milliarden. Und der Bahn fehlt Geld an allen Ecken und Enden. Der Bund hat die Mittel im Februar drastisch gekürzt. Sanierung soll Priorität haben. Eine Zusage für den Tunnel gibt es nicht.

Dafür gibt es nun ein "Kompensationspaket" des Landes: Mit zusätzlichen Metropolexpresszügen nach Freudenstadt, Rottweil, Singen und Konstanz etwa will Verkehrsminister Hermann die Gäubahn stärken. Allerdings nur bis Stuttgart-Vaihingen. Dafür soll die S1 bis Horb verlängert werden. Dem kann Belz einiges abgewinnen, wendet jedoch ein, dass die S-Bahn damit auch anfälliger für Verspätungen werde und die Verlängerung zudem noch nicht finanziert sei. Belz ist auch Regionalrat. Aus dem Regionalparlament weiß er zu berichten, der Verband Region Stuttgart (VRS) sträube sich dagegen, die Kosten zu übernehmen.

Wer fragt, gerät in ein Labyrinth unklarer Aussagen

Warum aber muss die Gäubahn überhaupt ab 2026 in Vaihingen enden? Warum kann sie nicht wenigstens interimsweise auf ihrem letzten Abschnitt, der Panoramabahn, weiter bis zum Hauptbahnhof geführt werden? Diese Fragen führen in ein Labyrinth unklarer Aussagen und Zuständigkeiten. Einer verweist auf den anderen, Widersprüche tun sich auf, aber keiner kann eine plausible Erklärung anbieten. Ältere Angaben, die längst ad acta gelegt sind, bleiben unkorrigiert.

Ursprünglich hieß es einmal, dass dort, wo die Gäubahn kurz vor dem Stuttgarter Nordbahnhof die S-Bahn-Gleise nach Feuerbach überquert, der Bahndamm abgebaggert werden müsse, da dieser der S-Bahn-Anbindung zur neu geplanten Station Mittnachtstraße im Weg stehe. Von dieser ohnehin seltsamen Idee hat die Bahn aber längst Abstand genommen, wie aus einer bereits 2018 angefertigten, weiterhin unveröffentlichten Machbarkeitsstudie hervorgeht.

Marode Panoramabahn?

Wie aus heiterem Himmel kündigte Florian Bitzer von der Deutschen Bahn im November 2022 beim "Faktencheck Gäubahn" an, die Panoramabahn könne ab 2025 nicht mehr befahren werden. Im Sommer 2023 verkehrten dort dann trotz Sperrung der Stammstrecke schon keine S-Bahnen mehr. Andere Züge hatten jedoch kein Problem. Nun versichert die DB, sie werde die Strecke in einem betriebsfähigen Zustand übergeben. Und weiß nichts von einer dringend notwendigen Generalsanierung.  (dh)

Die Auskunft des Verkehrsministeriums dazu auf Anfrage von Kontext wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Die Sanierung der Panoramabahn werde weiter vorangetrieben, versichert das Ministerium. Aber nicht, um die Strecke zum Hauptbahnhof zu erhalten, auch der zusätzliche Nordhalt sei "zunächst zurückzustellen", weil die "notwendige Sanierung der Strecke und die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik mehrere Jahre beanspruchen. Dadurch sinkt der Interimsnutzen des geplanten Nordhalts erheblich." Die Panoramabahn soll vielmehr später zu einem "Nahverkehrsdreieck", früher "T-Spange" genannt, nach Feuerbach und Bad Cannstatt verlängert werden (Kontext berichtete hier und hier). Allerdings will das Land nun wohl immerhin in einer Studie untersuchen lassen, wie hoch der Sanierungsbedarf bei der Panoramabahn denn ist, wie Anfang der Woche bekannt wurde.

Was wird aus dem Notfallkonzept der S-Bahn?

Ein nicht eben kleines Problem dabei: Die Panoramabahn hat aber immer wieder auch als Ausweichstrecke für die S-Bahn gedient, wenn die Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen aus irgendwelchen Gründen gesperrt war. Eben deshalb war es überhaupt zu dem Beschluss gekommen, sie zu erhalten. 2023 war die Stammstrecke im Sommer sogar sechs Wochen gesperrt, und auch dieses Jahr soll dies wieder so sein. Auf Rückfrage, was denn die Fahrgäste in diesem Fall machen sollen, wenn auch die Panoramabahn nicht mehr zur Verfügung steht, antwortet Hermanns Pressesprecher Edgar Neumann: "Da müssen Sie sich an den Aufgabenträger der S-Bahn, den Verband Region Stuttgart wenden."

Der VRS antwortet schnell. Die Panoramabahn stehe "Stand heute" noch bis Mitte 2026 zur Verfügung. "Da die S-Bahn Stuttgart auf der Panoramabahn keinen standardmäßigen Verkehr fährt und auch für die nächsten Jahre kein dauerhaftes fahrplanmäßiges Angebot vorgesehen ist, bitten wir Sie, sich für detaillierte Auskünfte an die DB InfraGo als Infrastrukturbetreiber oder an die Stadt Stuttgart als Grundstückseigentümer zu wenden."

Gesagt, getan: Auch die Bahn antwortet schnell und weist darauf hin, dass die Strecke gemäß einer Kooperationsvereinbarung mit Stadt, Land und Region aus dem vergangenen Jahr "in einem geregelten Prozess" an einen neuen Betreiber übergeben werden soll. "Dabei übergibt die DB eine betriebsfähige Strecke. Über die weiteren Planungen nach Übergabe an den neuen Betreiber und eine mögliche Generalsanierung der Strecke kann die DB InfraGO keine Aussagen treffen."

Widersprüchliche Aussagen zum Zustand der Strecke

Betriebsfähig kann nur heißen, dass auf der Strecke sehr wohl Züge verkehren können. Doch angeblich konnte die Panoramabahn schon im vergangenen Jahr während der sechswöchigen Sperrung der Stammstrecke im Sommer nicht mehr von der S-Bahn befahren werden. In einer der Pressemitteilungen des Ministeriums, auf die die Bahn verweist, heißt es wiederum, das Land habe bei der DB InfraGo die Kosten für die Sanierung ermitteln lassen. "Kurzfristig bis 2032", so das Ergebnis, "fallen danach rund 45 Millionen Euro an." Weitere Arbeiten könnten später erfolgen.

Das klingt nicht, als ob 2026 schon alles vorbei wäre. Ebenso wenig wie die Auskunft der Bahn, die ja wohl wissen müsste, wenn sich die Strecke tatsächlich in einem so fatalen Zustand befände. Allerdings fügt die Bahn-Pressestelle hinzu, 2019 seien nur 250 S-Bahnen auf der Panoramabahn gefahren, und 2022 sei die S-Bahn-Stammstrecke nur 23 Mal gesperrt worden. Warum sie gerade diese Jahre anführt, lässt sich nur mutmaßen. Im vergangenen Jahr war die Strecke jedenfalls allein im Sommer sechs Wochen gesperrt.

"Auch nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 wird es ein funktionierendes Störfallkonzept geben", versichert die Bahn. "Dazu wird die Panoramabahn nicht benötigt." Wie das aussehen dürfte, können sich leidgeprüfte Fahrgäste gut vorstellen: Wenn die S-Bahn in Vaihingen endet, bleibt nur noch die Stadtbahn oder allenfalls Schienenersatzverkehr, beides mit viel Gedränge: In eine dreiteilige S-Bahn, wie sie auf der Linie S 1 verkehrt, passen etwa sechsmal so viele Fahrgäste wie in eine Stadtbahn und zwölfmal so viele wie in einen Gelenkbus.

Auch Zürich will zum Hauptbahnhof

"Pacta sunt servanda", schreibt die Zürcher Handelskammer nach einer Delegationsreise im Mai letzten Jahres nach Stuttgart. Ziel war, die Landtagsfraktionen an den Vertrag von Lugano 1996 zu erinnern, der unter anderem eine Reisezeitverkürzung zwischen Stuttgart und Zürich beinhaltete, was wiederum einen Ausbau der Gäubahn voraussetzt (Kontext berichtete). Die Gäubahn hätte beim Desaster von Rastatt 2017 als Ausweichstrecke dienen können, wenn nicht die Ausbauarbeiten stocken würden. Und "stocken" ist dabei noch untertrieben, die ersten Arbeiten überhaupt kamen 2022 in Gang. Deutschland, vor allem Baden-Württemberg sei der wichtigste Handelspartner der Schweiz, so die Handelskammer. Deswegen habe die Gäubahn für die Schweiz "eine große Bedeutung". Die Gäubahn hätte beim Desaster von Rastatt 2017 als Ausweichstrecke dienen können, wenn nicht die Ausbauarbeiten stagnierten. Der frühere Schweizer Bahnchef Benedikt Weibel wiederum rät Bürgermeistern und Initiativen, die sich für einen Erhalt der Verbindung zum Hauptbahnhof einsetzen, auch mit Schweizer Kommunen von Schaffhausen bis Zürich Kontakt aufzunehmen.  (dh)

Die Stadt will halt bauen

Der dritte, vielleicht eigentliche Grund, warum die Gäubahn nicht weiter zum Hauptbahnhof fahren soll – auch wenn eine "Nahverkehrs-Ergänzungsstation" im Koalitionsvertrag der Landesregierung steht: Stuttgarts Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) will die Gleisflächen überbauen. Es gebe 4.500 Menschen, die eine Wohnung suchen, hat er einmal gesagt, "und denen soll ich jetzt erklären, dafür kriegt ihr eine bessere Schienenverbindung ins Gäu?"

Diese Rechnung kann man auch umdrehen: Es gibt 1,4 Millionen Menschen im südlichen Landesteil, die weiterhin eine vernünftige Bahn-Anbindung an die Landeshauptstadt wollen – und an die ganze Republik. Und denen wollen Stadt, Land und Region nun erklären, dafür bekommen 4.500 Menschen eine Wohnung in Stuttgart? In der Volksabstimmung sei der Region versprochen worden, sie erhalte eine bessere Anbindung an den Stuttgarter Bahnhof, sagt OB Stefan Belz. "Darauf pochen die Menschen."


Auf der Seite der Initiative Pro Gäubahn Rottweil finden sich auch die Rottweiler Erklärung, der Brief der sieben Oberbürgermeister sowie Links zu weiteren Initiativen. Außerordentlich gut informiert ist die Facebook-Seite Pro Gäubahn, betrieben von Andreas Frankenhauser, dem Leiter der Volkshochschule Winnenden.

Wohin mit der Magistrale? Die Gäubahn-Chaos-Chronologie

1873–1879:  Als letzte der drei Bahnstrecken vom Stuttgarter Hauptbahnhof wird die Gäubahn nach Freudenstadt gebaut, im Talkessel als Panoramabahn eine der schönsten in Deutschland. Mit Horb verbunden, reicht sie bald bis Tuttlingen und verbindet dann Stuttgart mit dem Schwarzwald, dem Bodensee und der Schweiz, zeitweise sogar Berlin mit Mailand und Rom.

1946:  Als Reparationsleistung für die im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht herausgerissenen Gleise zwischen Belfort und Besançon baut Frankreich 1946 die Hälfte der Gleise zwischen Horb und Tuttlingen ab.

1996:  Im Vertrag von Lugano vereinbaren Deutschland und die Schweiz, die Reisezeit zwischen Stuttgart und Zürich auf 2,5 Stunden zu verkürzen. Dafür wäre unter anderem ein zweigleisiger Ausbau zwischen Horb und Tuttlingen nötig.

2001:  Stuttgart kauft die Gleisflächen, die durch S 21 freiwerden sollen, und will die Panoramabahn stilllegen. Die Gäubahn soll über die "Rohrer Kurve" auf der bestehenden S-Bahn-Strecke zum geplanten Flughafenbahnhof geführt werden. Eine wegen des Mischverkehrs von S-Bahnen und Fernzügen hochproblematische Planung, die nie planfestgestellt wird.

2016:  Die Panoramabahn wird bei Sperrungen der S-Bahn-Stammstrecke an rund 100 Tagen im Jahr als Ausweichstrecke gebraucht. OB Fritz Kuhn spricht sich für den Erhalt aus.

2018:  Der Gemeinderat stimmt dem Erhalt zu, aber nur bis zum Nordbahnhof. Dort sollen die Reisenden in die S-Bahn umsteigen. Eine Machbarkeitsstudie von Stadt, Land und Region untersucht dazu zwei Varianten.

2019:  Weil die für S 21 geplante neue Gäubahnführung frühestens 2028 fertig werden soll, wird klar, dass die Strecke statt nur weniger Monate mehrere Jahre vom Stuttgarter Hauptbahnhof abgekoppelt sein wird.
Es entsteht die Idee eines unterirdischen Ergänzungs-Kopfbahnhofs quer zum S-21-Tiefbahnhof, in dem auch die Panoramabahn enden soll.

2020:  Als Alternative zur bisherigen, nicht planfeststellbaren S-21-Planung schlägt der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Steffen Bilger (CDU) für die Gäubahn einen Tunnel von Böblingen zum Flughafen vor, in der Folge Bilgertunnel, heute Pfaffensteigtunnel genannt.

2021:  Eine "Nahverkehrs-Ergänzungsstation" steht im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung. Niemand hat die Absicht, diese zu realisieren. 2023 wird die Idee ad acta gelegt.

2022:  Drei Rechtsgutachten kommen zu dem Ergebnis: Die Panoramabahn darf nicht einfach stillgelegt werden.
Ein "Faktencheck" des Interessenverbands Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn untersucht alternative Routen über Renningen und Tübingen. Ergebnis: alle ungeeignet. Die Gäubahn müsse im Bahnhof Stuttgart-Vaihingen enden.

2023:  Das Landesverkehrsministerium präsentiert im März die Idee, die Panoramabahn über einen noch zu bauenden Nordhalt in Richtung Feuerbach und Bad Cannstatt zu verlängern, T-Spange oder Nachverkehrsdreieck genannt.
Eine weitere Idee: Die S-Bahnlinie S1 Richtung Herrenberg soll zuerst bis Rottweil, dann doch nur bis Horb verlängert werden.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) reicht im Juni gegen die Unterbrechung der Gäubahn Klage ein. Im März 2024 tut dies auch der Landesnaturschutzverband (LNV).
Die S-Bahn weicht während der sechswöchigen Sperrung der Stammstrecke im Sommer nicht auf die Panoramabahn aus. Züge verkehren weiter.

2024:  Stuttgart 21 wird später fertig als wie geplant Ende 2025. Deshalb verschiebt das Verkehrsministerium die Planungen für den Nordhalt.  (dh/os)

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4 Kommentare verfügbar

  • Thomas Rothschild
    vor 2 Wochen
    Antworten
    Wen wundert's? Das sind halt die Prioritäten, wie wir sie seit Jahrzehnten kennen. Stuttgart braucht, unterstützt von der StZN, eine Skaterbahn, aber kein Kommunales Kino - seit 16 Jahren (!) und mindestens weitere 5 Jahre.
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