Während die Staatsanwaltschaft sich nicht zum Stand des Verfahrens äußern wollte, stellte der gleiche Insolvenzverwalter fest, dass im Zuge des Insolvenzverfahrens gegen Projektgesellschaften Gröners in Frankfurt und Leipzig nicht genug Vermögen gefunden werden konnte, um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen. Auch das zweigeteilte Bauprojekt in der Mannheimer Dudenstraße befindet sich im Insolvenzverfahren, der zweite Teil in der vorläufigen Insolvenz. Diese Verfahren gegen unmittelbar mit ihr in Verbindung stehende Projektgesellschaften seien unmittelbare Folge der Insolvenz der Gröner Group, sagt Gröner. Er habe daraus gelernt. Wenn ein Großgläubiger noch einmal ungeduldig werde, würde er "aus eigenem Antrieb entsprechende Insolvenzanträge stellen". Seit Montag hat Gröner tatsächlich sechs Insolvenzanträge für Objektgesellschaften in Karlsruhe gestellt. Die geplanten Büro- bzw. Hotelkomplexe in der Bannwaldallee, Fiduciastraße, Gablonzer Straße und Rheinstraße stocken seit Jahren und sind jetzt nach Auffassung Gröners zahlungsunfähig. Bislang konnte sich der eingesetzte Insolvenzverwalter noch keinen umfassenden Überblick über die Lage verschaffen.
Vorläufige Privatinsolvenz und politische Verstrickung
Auch Gröner selbst darf seit Mitte März nicht mehr über sein Privatvermögen verfügen. Ein Gläubiger wollte mit dem Antrag auf Privatinsolvenz seine Forderung gegen eine Projektgesellschaft Gröners geltend machen. Gegenüber Kontext ging Gröner noch im April von einer baldigen Aufhebung des Verfahrens aus. Bislang hat sich auch dies nicht erfüllt. "Dieses zu Unrecht gegen mich eingeleitete Insolvenzverfahren, ist immer noch anhängig und wir bemühen uns es abzuwenden", sagt Gröner jetzt.
Die Vorwürfe aus dem Gutachten des Insolvenzverwalters zielen auch auf zwei ehemalige politische Schwergewichte. Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident und EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) war bis 2024 Aufsichtsratschef der Gröner Group. Ronald Pofalla (auch CDU), früherer Kanzleramtschef und DB-Infrastrukturvorstand, war Vorstandsmitglied. Der Insolvenzverwalter prüfe, ob beide für ungesicherte Darlehen im Umfang von über 200 Millionen Euro haften könnten.
Beide, Oettinger und Pofalla, äußerten sich bislang nicht öffentlich. Der Verdacht: Der Vorstand habe Kredite ohne ausreichende Sicherheiten durchgewinkt, der Aufsichtsrat dies durchgehen lassen. Haftpflichtversicherungen könnten nun in Anspruch genommen werden. Die Gröner Group bestreitet, dass es sich um pflichtwidrige oder unsicher besicherte Darlehen gehandelt habe. Noch immer sind die beiden Ex-Politiker in zwei Gesellschaften aktiv, die nach der Umstrukturierung der Gröner Group wuchsen. Pofalla ist Geschäftsführer der CG Group und Vorstand der CG RE AG, in der er von Oettinger als Aufsichtsratsvorsitzender kontrolliert wird.
Offene Kredite, offene Löhne?
Auf einer Online-Plattform machen seit einigen Wochen vermeintliche aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der zentralen Gröner-Tochter CG Elementum ihrem Ärger Luft. Die Authentizität der Autor:innen und Beiträge lässt sich nicht überprüfen, doch die Ähnlichkeit der Kommentare fällt auf. Die Personalreferentin des Gröner-Unternehmens bedankt sich für das Feedback und bedauert die Erfahrungen der Schreibenden. Sie klagen über verspätete und ausbleibende Gehälter und wünschen sich eine ehrliche Kommunikation. "Seit Monaten werden einem falsche Hoffnungen über notwendige Arbeitsmittel gemacht, für nichts ist Geld da", ist in einem Kommentar zu lesen, "Bitte nicht hingehen! Absolute Katastrophe. Keine Wertschätzung. Kein Gehalt. Viele Lügen und leere Versprechen", wird in einem anderen gewarnt. "Melde Insolvenz an und lass die Leute bezahlen damit sie wieder ordentlich arbeiten können", rät eine vermeintliche Führungskraft. Gröner selbst sagt dazu: "Die CG Elementum AG hat keinerlei Mitarbeiter. Insofern ist die Einschätzung vermutlich alt oder von ausgeschiedenen Mitarbeitern, die nachtreten."
Folgen könnte die Insolvenz der Gröner-Gesellschaften auch für baden-württembergische Banken haben. Allein bei der Sparkasse Heidelberg, der Offenburger Volksbank – Die Gestalterbank und der VR-Bank Ludwigsburg laufen nach Informationen des Handelsblatts noch Kredite der insolventen Gröner Group in Höhe von fast 70 Millionen Euro. Auf Anfrage wollten sich weder die auf 52 Millionen Euro sitzende Sparkasse Heidelberg noch die anderen Banken genauer äußern. Nach Kontext-Informationen sichern zumindest teilweise Immobilien die Kredite ab und könnten durch die Banken in einer Versteigerung verwertet werden. Auch die Sparkasse Karlsruhe hat ihre Kredite an Gröner und seine Unternehmen mit Grundschulden abgesichert. Insgesamt lieh die Sparkasse auf diesem Weg mehr als 100 Millionen Euro an Gesellschaften aus dem Gröner-Firmengeflecht. Ein Großteil der beliehenen Objekte bilden die diese Woche von Gröner für zahlungsunfähig erklärten Gewerbeobjekte. Doch nicht nur Banken warten auf Rückzahlungen: Zu den Gläubigern der insolventen Gröner Group gehört nach Gröners Angaben auch der Karlsruher SC – ausgerechnet jener Verein, den der Unternehmer noch vor wenigen Jahren großzügig unterstützt hatte.
Der Stillstand auf den Gröner-Baustellen sorgt längst nicht mehr nur bei Geldgebern für Unruhe. Auch in der Kommunalpolitik wächst der Zweifel, ob Gröner auf dem C-Areal tatsächlich noch Wohnungen baut. Gröner selbst bekräftigt gegenüber Kontext erneut, in Kürze Bauanträge vorlegen zu wollen. Bereits sicher geglaubte Investor:innen seien kurzfristig abgesprungen. "Die Zusagen, die wir bisher in den Händen hielten, sind der Zollpolitik des Herrn Trump zum Opfer gefallen." Er habe aber bereits eine Alternative. "Wir sind gerade mit einem neuen Finanzierer dabei die Projektfinanzierung auf die Beine zu stellen."
Ob diesmal mehr entsteht als eine weitere Ankündigung – das ist offen wie eh und je.
2 Kommentare verfügbar
Werner
vor 20 StundenUnd dann der Artikel erst. Gut gemacht, er spiegelt sehr deutlich wie…