"Steine statt Beine", fasste der ehemalige Manager des FC Bayern München, Uli Hoeneß, seine Strategie für den deutschen Rekordmeister zusammen, die auf langfristige Investitionen in die Infrastruktur statt auf teure Spielertransfers setzte. Beim Zweitligisten Karlsruher Sport-Club, der in erfolgreicheren Jahren als Ausbildungsverein und "Filiale des FC Bayern" galt, sollen die Steine des bis zum kommenden Sommer fertiggestellten Stadions den Weg zurück in die Oberklasse des Fußballgeschäfts weisen. "Das Stadion kann unser Erfolgsmodell werden", sagt der Vizepräsident des KSC Martin Müller. Wie seine beiden Kollegen im KSC-Vereinspräsidium kennt er sich aus im Geschäft mit Immobilien. Der Vereinspräsident Holger Sigmund-Schultze beriet als Architekt einst den Verein beim Stadionneubau und der andere Vize, Günter Pilarsky, legt Teile seines Milliardenvermögens in Immobilien an. Müller selbst entwickelt mit seinem Unternehmen als Teil der Gröner Group in Karlsruhe und bundesweit Immobilien, die in der Regel mit großem Gewinn weiterverkauft werden.
Aufstieg des Konzerns in Karlsruhe
Der Namensgeber und Gründer dieser Immobiliengruppe, Christoph Gröner, ist in Karlsruhe aufgewachsen und baute seinen Immobilienkonzern vor allem mit Bauprojekten in Berlin und Leipzig auf. Heute treibt er in einem verschachtelten Firmenkonstrukt unter anderem unter dem Namen CG Elementum bundesweit Bauprojekte im Wert von fast fünf Milliarden Euro voran. Seit einigen Jahren wird Karlsruhe zu einem immer wichtigeren Immobilienmarkt des Konzerns. Das Volumen der acht Bauprojekte an verschiedenen Orten der Stadt schätzt das Unternehmen auf 1,2 Milliarden Euro. "Als gebürtiger Karlsruher, Gründer und Namensgeber der CG Elementum AG bin ich jemand, der nicht nur sehr gerne Projekte in seiner Heimatstadt entwickelt, sondern der sich auch heute noch sehr gerne in Karlsruhe aufhält", ließ Gröner gegenüber Kontext ausrichten.
Der Aufstieg des Immobilienkonzerns in Karlsruhe ist wesentlich auf eine Entscheidung der Stadt zurückzuführen. 2014 verkaufte der Bund ein 27 Hektar großes ehemaliges Militärgelände in der Karlsruher Nordstadt. Allerdings nicht an die Stadt. Die hat nur ein kleineres Nachbargelände bekommen, wo sie bezahlbare Wohnungen errichten will. Der größte Teil des Areals ging an einen privaten Investor: die GEM Ingenieurgesellschaft, die damals noch Martin Müller alleine gehörte. Für geschätzte 24 Millionen Euro kaufte sie 27 Hektar. Bis 2027 sollen auf dem Gelände 1.000 Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen, die anschließend verkauft werden sollen. Das Projektvolumen: stolze 700 Millionen Euro.
Doch offenbar hatte sich Müller mit seiner GEM verhoben. Sein Plan, parallel ein anderes ehemaliges Kasernengelände in Karlsruhe zu dem "hochwertigen Wohnquartier" Hofgarten Karree auszubauen, kam ins Stocken. Jedenfalls stieg 2018 Christoph Gröner als Mehrheitsgesellschafter in die GEM ein. Heute versucht die GEM die Wohnungen im Hofgarten Karree für mehr als 6.000 Euro pro Quadratmeter zu verkaufen. Spätestens seitdem sind Gröner und Müller eng verbunden.
Gröner stellt Bedingungen für mehr Geld
Bereits in Berlin und Leipzig setzte Gröner beim Ausbau seines Immobiliengeschäfts auf das Sponsoring von Hertha BSC und RB Leipzig. Jetzt will er auch noch stärker beim KSC einsteigen. Ein Fußballverein könne keine allein kommunale Angelegenheit sein, die Wirtschaft sei gefordert, sagte Gröner den "Badischen Neuesten Nachrichten" (BNN). Er könne einen "signifikanten Beitrag" für den sportlichen Erfolg leisten, bringt er sich als möglicher Investor in die als Aktiengesellschaft ausgegliederte Profiabteilung des Vereins ins Spiel. Schon jetzt ist die Gröner Group mit der CG Elementum und Müllers Firma GEM Haupt- und Trikotsponsor des KSC. Doch Gröner stellt Bedingungen für die im Profifußball immer gern gesehenen neuen Millionen. Er will mehr eigenen Einblick und Kontrolle im Verein. "Wir brauchen einfach Transparenz", er forderte "Vertrauenspersonen" im Verein, bevor neues Geld fließen sollte.
Eine solche Vertrauensperson sollte offenbar Ulrich Metz werden. Der Karlsruher IT-Unternehmer ist der Familie Gröner seit 30 Jahren freundschaftlich verbunden und sitzt in zwei Aufsichtsräten der Gröner Group. Mitte Oktober wollte Metz von der KSC-Mitgliederversammlung in den Beirat, also die Schaltzentrale des Vereins, entsandt werden. Doch die Mitglieder ließen ihn mit nur 19 Prozent der Stimmen durchfallen.
Im Vorfeld hatte sich Gröner deutlich für Metz ausgesprochen. "Selbstverständlich freuen wir uns, wenn der KSC sich mit kompetenten Persönlichkeiten umgibt und natürlich freue ich mich ganz persönlich, wenn ich zukünftig von entsprechender Stelle unterrichtet werden könnte", sagte Gröner gegenüber Kontext. Metz sei ein großer Sportexperte, während er selbst nur wenig von Fußball verstehe.
Immobilienkonzern und Verein sind eng verbandelt
Doch auch wenn Metz nun nicht im Beirat des KSC sitzt – Gröner hat auch so genügend "Vertrauenspersonen" im Verein. Mit Müller sitzt bereits der Hauptverantwortliche für die Gröner-Group-Aktivitäten in Karlsruhe im Vereinspräsidium und im den Profibereich bestimmenden Beirat. Müller kämpfte lange um einen Platz im KSC-Präsidium. Schon 2019 kandidierte er um das Amt als KSC-Präsident, fiel bei der Wahl aber durch. Im Folgejahr initiierte Müller ein Bündnis mehrerer Unternehmen, um den in der Wahl zuvor siegreichen Präsidenten mit dem notwendigen Geld zur Abwendung einer Insolvenz und einem Ultimatum zum Rücktritt zu drängen. Fünf der angebotenen sechs Millionen für den Verein steuerte Müller innerhalb des Bündnisses selbst bei.
5 Kommentare verfügbar
Ma Nu
am 24.02.2023https://www.iz-jobs.de/karriere/koepfe/ronald-pofalla-wird-geschaeftsfuehrer-bei-der-groener-group,2000006326