Nachdem die ersten Geisterspieltage in der ersten und zweiten Fußball Bundesliga gespielt sind, kann man festhalten, dass das Ganze weitgehend unfallfrei über die Bühne gegangen ist. Immerhin: keine Ultra-Aufmärsche vor den Stadien, Pyrotechnik und sonstige Gräueltaten – komplette Fehlanzeige. Vielleicht sind die bösen Fußballfans, die organisierten vor allem, ja doch keine ganz so schweren Gewaltverbrecher, wie manch' Politiker, Funktionär und Polizeigewerkschafter das gerne hätte. Vielleicht sollte man das Augenmerk doch etwas mehr auf die von strammen Nazis unterwanderten, offiziell angemeldeten und gestatteten Demonstrationen richten, auf denen eben diese strammen Nazis im Verbund mit tausenden Menschen gegen vermeintliche Verbote der Versammlungsfreiheit und weitere beschnittene Grundrechte demonstrieren.
Für den größten Sportverein Baden-Württembergs, den VfB Stuttgart von 1893, kann hinsichtlich der Wiederaufnahme der aktuellen Saison freilich nicht von Unfallfreiheit geredet werden. Zumindest nicht für die dem VfB ausgegliederte Aktiengesellschaft, Sektion Profifußball. Ganz im Gegenteil – das erste Geisterspiel vergangene Woche beim SV Wehen Wiesbaden war eher ein Totalschaden. Und noch dazu ein Auftritt, der allzu bezeichnend ist für die letzten Jahre des VfB, in denen sich die Trainer stets nach wenigen Monaten die Klinke in die Hand gaben, auch die Sportdirektoren nie lange blieben, und entsprechend Jahr für Jahr mindestens sechs bis zehn neue Spieler geholt wurden.
Im Ergebnis steht – oft wurde es gesagt – eine Truppe aus überschätzten und/oder überteuerten Durchschnittskickern, gemischt mit höchstbezahlten Diven, die ihren Zenit längst überschritten haben und ein paar ganz jungen Männern, die noch lange nicht imstande sind, das Ruder rumzureißen. Und wenn diese Truppe dann nicht von den weltbesten, sondern von ebenfalls höchstens durchschnittlichen Trainern betreut wird, die, wie gesagt, nach wenigen Monaten wieder entlassen werden, dann hat man eben eine blutleere Söldnertruppe auf dem Platz, die weder will noch kann, und der von deutlich unterklassigeren Teams allein durch Einsatz und Siegeswillen regelmäßig der Schneid abgekauft wird.
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Gaston
am 23.05.2020