Die meisten Bauprojekte in Baden-Württemberg hat Gröner in Karlsruhe. Auf dem C-Areal in der Nordstadt sollten eigentlich 1.000 neue Wohnungen entstehen. Auf dem Gelände sind in den vergangenen Monaten jedoch einzig die Schilder und Transparente verschwunden, die für die CG Elementum warben und den Bau ankündigten. Bis auf einen einsamen Bagger am Rand hat sich sonst die Natur das Bauland zurückgeholt. Gar nicht erst begonnen wurden die angekündigten Sanierungen von Gewerbegebäuden in den Stadtteilen Mühlburg oder Grünwinkel. Die Grundbücher für den Wohnungsbau seien angelegt worden und das Baugenehmigungsverfahren laufe, sagt, auf den Baufortschritt angesprochen, Gröners Anwalt.
Einstiger Partner zieht sich zurück
Ein langjähriger Partner von Gröner in Karlsruhe hat sich derweil aus dem Konzern verabschiedet. Durch die Mehrheitsbeteiligung an Martin Müllers GEM Ingenieurgesellschaft hat sich Gröner 2018 den Zugriff auf fast ein Dutzend Karlsruher Immobilien und Grundstücke gesichert. Bis zum Sommer war Müller auch Finanzvorstand der CG Elementum, die im Gröner-Konsortium für den Bau und die Entwicklung der Immobilienprojekte zuständig ist. Er sei kürzlich 60 Jahre alt geworden, und nach sechs Jahren habe er seinen Vertrag auslaufen lassen, sagt Müller. Er wolle sich auf seine eigene Projektentwicklungsgesellschaft konzentrieren, die er mit seinen Söhnen statt mit Gröner führt. Müller ist bis heute mit etwas mehr als zehn Prozent an den Karlsruher Bauprojekten beteiligt. "Im operativen Geschäft bin ich nicht eingebunden", sagt er. "Wenn noch ein Gewinn kommt, freuen wir uns, aber ich glaube nicht, dass da in den nächsten Monaten was kommt." Aber das sei ja zur Zeit auch normal in der Baubranche.
"Das sieht natürlich nicht gut aus", sagt Müller zu den vorläufigen Insolvenzen der Gröner-Unternehmen. Die Zeiten seien für alle Immobilienentwickler schwierig, "der Großteil der deutschen Banken hat sich aus Projektgeschäft zurückgezogen". Zur finanziellen Lage der CG Elementum bei seinem Abschied sagt Müller nur: "Es sah nicht so gut aus, aber auch nicht besorgniserregend." Aktuelle Zahlen veröffentlichte die CG Elementum nicht. Der letzte, öffentlich zugängliche Jahresabschluss stammt aus dem Jahr 2021.
Frisches Geld wird schwieriger und teurer
Etwas frischere Zahlen gibt es von der Gröner Group. Demnach lagen Ende 2022 Verbindlichkeiten in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro vor, die zum Großteil binnen eines Jahres fällig waren. Dazu bürgte die Gröner Group mit 430 Millionen Euro für ihre Tochtergesellschaften. Aktuellere Zahlen liegen auch hier nicht vor. Aber die Einschätzungen der Wirtschaftsauskunftdienstleister sind alarmierend. "Das Ausfallrisiko wird als sehr hoch eingeschätzt. Von der Geschäftsverbindung wird abgeraten", lautet die Empfehlung einer großen Auskunftei bei vielen Gröner-Unternehmen.
Das "Handelsblatt" berichtete diesen April über "einen Berg von Schulden", den die Gröner Group vor sich herschiebe. Auch Gröner selbst kommt dabei zu Wort – und deutet an, dass nicht alles rund läuft: "Zuletzt habe ich zum Wohle meines Unternehmens mehrere Villen in Südfrankreich und einige Porsche aus meiner Sammlung verkauft."
In der aktuellen Situation an frisches Geld zu kommen, wird für Gröner zunehmend schwierig. Zumal alleine die Karlsruher Grundstücke schon mit Grundschulden von fast 200 Millionen Euro belastet sind. Der Großteil davon liegt bei der Sparkasse Karlsruhe, die sich zuletzt auf Anfrage dazu nicht genauer äußern wollte. "Aufgrund einer Vielzahl in den letzten Wochen getätigter Maßnahmen ist von einer zeitnahen nachhaltigen Stabilisierung der Unternehmenssituation auszugehen", sagt Gröners Anwalt. Man baue auf "verlässliche Partnerschaften" mit Banken und Investoren.
Sollte Gröner tatsächlich in die Insolvenz rutschen, hätte das nicht nur Folgen für den dringend notwendigen Bau von Wohnungen, sondern insbesondere in Karlsruhe auch für die gesamte Stadtentwicklung. Fragen dazu wollte die Stadtverwaltung nicht beantworten. Einzig: "Die Stadt Karlsruhe hat aus der Zeitung erfahren, dass sich die Handwerksfirmen der Gröner Group im vorläufigen Insolvenzverfahren befinden." Der Sachverhalt werde aktuell geprüft. Die Stadt Karlsruhe gehört über eine städtische Tochter ebenfalls zu den Gläubiger:innen Gröners. Trotz Ablauf der Frist ließ die Stadtverwaltung auch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu Treffen und der Zusammenarbeit zwischen Gröner und Vertreter:innen der Stadtspitze bislang unbeantwortet.
Wie wird es weitergehen, gelingt Gröner noch einmal die Wende? "Ich glaube, Gröner schafft das. Es ist aber nur ein Gefühl. Genauere Einblicke habe ich nicht", sagt der ehemalige Geschäftspartner Müller. Das würde auch Gröners Gläubiger Oliver Kett gefallen, der auf sein Geld wartet. "Solange Gröner noch vor sich hin krebst, habe ich noch Resthoffnung", sagt Kett.
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