Als gelernter Katholik wähle ich für Stuttgart 21 den klassischen Kreuzweg, die Via dolorosa, die schmerzensreiche Straße. Ich beschränke mich auf sieben Stationen, wie das im ursprünglichen "Nürnberger Kreuzweg" vorgesehen war. Eine Erweiterung auf die bekannten 14 Stationen ist jederzeit möglich.
1. Station, Januar 2018: Die erneut gestiegenen Kosten des Projekts
Bei der Volksabstimmung 2011 garantierte die grün-geführte Landesregierung zusammen mit dem damaligen Bahn-Chef Grube: 4,5 Milliarden Euro seien der "Deckel", alles andere "unwirtschaftlich". Wie gesprochen so gebrochen: 2013 waren es bereits 6,8 Milliarden Euro. Anfang 2018 kam der neue Schlag: <link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte tage-des-irrsinns-4881.html external-link-new-window>Die Deutsche Bahn AG geht von 8,2 Milliarden Euro Gesamtkosten (und einer neuerlichen Verschiebung einer möglichen Inbetriebnahme auf 2025) aus. Längst liegt der Prüfbericht des Bundesrechnungshofs vor, der auf rund zehn Milliarden Euro Kosten kommt. Eine Inbetriebnahme würde nochmals deutlich später sein.
2. Station, April 2018: Bahnchef Lutz sagt, "S 21 ist absolut unwirtschaftlich"
<link https: www.kontextwochenzeitung.de politik die-tricks-des-herrn-lutz-5051.html external-link-new-window> Der neue Bahnchef Richard Lutz ist im Verkehrsausschuss des Bundestags geladen. Hier räumt er ein: Stuttgart 21 sei "absolut unwirtschaftlich". Er nennt auch eine konkrete Zahl und spricht von einem durch S 21 bedingten Verlust in Höhe von 2,28 Milliarden Euro. Es gibt dann den üblichen Zusatz: "Mit dem heutigen Wissen würden wir S 21 nicht wieder bauen."
Ein vergleichbares Wissen gab es allerdings auch bei Baubeginn – bei den S-21-Gegnerinnen und Gegnern – und dies immer wissenschaftlich unterlegt. Auch heute noch nachzulesen in unterschiedlichen Studien, die von den Grünen (Stand: vor einem Jahrzehnt) oder dem BUND (Stand: vor einem Jahrzehnt) in Auftrag gegeben wurden.
3. Station, Mai 2018: Das Überflutungsrisiko wird konkretisiert
<link https: www.kontextwochenzeitung.de politik wasser-marsch-5132.html external-link-new-window>Im Mai veröffentlicht das Aktionskomitee gegen Stuttgart 21 eine neue – von Hans Heydemann und Christoph Engelhardt verfasste – Studie zum Thema Überflutungsrisiko und Stuttgart 21. Danach reduzieren der S-21-Trog und die damit erforderliche Dükerung die Leistung der Abwasserkanäle. Engelhardt dazu auf der 418. Montagsdemo: "An der engsten Stelle des Ausflusses aus dem Stuttgarter Talkessel baut man sich mit dem S-21-Tiefbahnhof einen Riegel, der den Hochwasser- und den Grundwasserabfluss weitgehend abriegelt."
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 16.09.2019Die F.A.Z. exklusiv, veröffentlicht durch den früheren Volontär der StZ Manfred Schäfers (Wirtschaftskorrespondent), mit dem Artikel "Scheuer gerät wegen…