Die Eidgenossen waren die Pioniere: Die Idee eines systematischen Taktfahrplans im öffentlichen Verkehr auf der Schiene und per Bus, mit aufeinander abgestimmten Anschlüssen an den Knotenpunkten – auch Integraler Taktfahrplan (ITF) genannt – wurde erstmals 1982 in der Schweiz umgesetzt. Zuvor hatte die Deutsche Bundesbahn 1979 im Intercity-Netz unter dem Motto "jede Stunde jede Klasse" zwar auch einen Taktfahrplan eingerichtet, doch die Verknüpfung mit dem Nahverkehr war aufgrund der fehlenden politischen Unterstützung unzureichend.
Bei einem Stundentakt begegnen sich die Züge aus entgegengesetzten Richtungen jeweils zur vollen und halben Stunde. Wenn diese Begegnung im Bahnhof erfolgt, können auch die Anschlusszüge und -Busse darauf ausgerichtet werden und es entsteht ein Knotenpunkt mit optimalen Umsteigezeiten. Doch nicht überall liegen die Bahnhöfe im 30-Minuten-Abstand voneinander entfernt. Dann sind die Züge nicht zur gleichen Zeit im Bahnhof und die Anschlüsse dann nicht optimal. Dies sieht man heute im Stuttgarter Hauptbahnhof: Der ICE nach Mannheim fährt in Minute 51 ab, der ICE von Mannheim nach München kommt in Minute 8 an. Die Nahverkehrszüge kommen ca. in Minute 38 bis 42 an, um Anschluss an den ICE Richtung Norden zu haben. Für Fahrten mit dem ICE nach München besteht eine längere Wartezeit. Wäre die Fahrzeit Mannheim – Stuttgart statt bei 38 Minuten bei 30 Minuten, wäre auch Stuttgart ein optimaler ITF-Knoten.
Schweiz: Erst Fahrplan erstellen, dann Infrastruktur bauen
In der Schweiz wurde deshalb ab 1982 auch die Infrastrukturplanung an einem "optimalen" Fahrplan ausgerichtet. Das bedeutet, dass zuerst ein Zielfahrplan erstellt wurde, der die Fahrzeiten zwischen zwei Knoten bestimmte, um optimale Anschlüsse zu haben. Dann wurden die Ausbaumaßnahmen bestimmt, die notwendig sind, um den Fahrplan umsetzen zu können (Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit, gegebenenfalls eine Neubaustrecke oder andere Fahrzeuge). So wurde schrittweise in den letzten Jahren das Schweizer Bahnnetz ausgebaut. Entsprechend sind die Eidgenossen Europameister beim Bahnfahren, die Einwohner legen mit Abstand am meisten Kilometer per Bahn zurück.
8 Kommentare verfügbar
Rudolf Renz
am 19.10.2018Man vermeidet bei S21 ganz bewusst den Ausbau des längst als Nadelöhr bekannten Abschnitts Zuffenhausen-Feuerbach, um der Öffentlichkeit nicht allzu offensichtlich vor Augen zu führen, dass das zu kleine Tunnelbahnhöfle chronisch überlastet sein…