Als Polit-Autor hat und hatte Roman Deininger von der "Süddeutschen Zeitung" kaum eine ruhige Minute. Schließlich hat in Bayern die Erde gewackelt, was einen journalistischen Seismographen echt herausfordert. Das Gespräch mit ihm musste deshalb zeitempathisch geführt werden, sprich immer dann, wenn er zum Beispiel in der CSU-Parteizentrale vor verschlossenen Türen stand und nachdachte. Über die nächste Frage, die ihn von Kontext per Mail erreichte.
Kollege Deininger, Sie kennen Markus Söder wie kaum ein anderer Journalist. Wenn Ihr Ministerpräsident sagt, er nehme das schmerzhafte Ergebnis "mit Demut" an, müsste er solche Gemütszustände in seinem Repertoire haben. Schwer zu glauben.
Demut ist tatsächlich nicht die erste Eigenschaft, die man mit dem Politiker Markus Söder verbindet. Oder mit der CSU. Aber wenn dieses Wahlergebnis nicht demütig macht – was dann?
Wer es gewöhnt ist, jahrzehntelang König in einer Wahlmonarchie zu sein, ist im Beugen seines Hauptes ungeübt.
Söder ist ja als Staatsschauspieler und Hobby-Comedian bekannt. Zumindest eine Demuts-Pose wird er also hinbekommen. Aber ob ihm die Leute das abnehmen? Diese Fragen begleiten Söder ja schon über weite Strecken seines politischen Lebens: Was ist echt? Und was ist nur taktisch motiviert?
Okay, als Söder-Biograf haben Sie eine gewisse Deutungshoheit. Wird er hart an seiner Rolle arbeiten müssen? Oder müssen wir wieder mit Kreuz-Aufhängen und Bavaria One rechnen?
Es läuft alles auf eine Koalition mit den Freien Wählern zu. Die sehen sich selbst als "Vertreter des gesunden Menschenverstands". Freien-Chef Hubert Aiwanger hat schon angekündigt, dass Extravaganzen wie eine bayerische Kavallerie oder ein Raumfahrtprogramm mit ihm nicht zu machen sind. Kann also gut sein, dass Aiwanger Söder ein bisschen einbremst. In Bayern wird man sich dann natürlich fragen: Gesunder Menschenverstand gut und schön, aber wo bleibt die Gaudi?
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