Winfried Kretschmann wollte zu Beginn seiner Amtszeit als Ministerpräsident eines auf jeden Fall verhindern: dass mitten in der Landeshauptstadt eine riesige Baugrube klafft und keiner weiß, wie's weitergehen soll. Sein Versprechen wiederholte der Grüne auch noch nach der Volksabstimmung im November 2011. Wirklich erfüllen meinte er es allerdings nicht zu können. Denn zuerst saßen die BaggerfreundInnen von der SPD mit am Kabinettstisch und lästerten im Zusammenspiel mit den schwarzen Tiefbahnhof-Fans auf den Oppositionsbänken gegen die große bunte Riege der KritikerInnen an. Dann, bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU im Frühjahr 2016, fanden die Grünen wieder keine Mittel und Wege, wenigstens eine objektive Bestandsaufnahme zu Stuttgart 21 – mehr als 20 Jahre nach Projektstart – durchzusetzen.
Hilfestellung könnte nun vom BUND Baden-Württemberg kommen, denn der Umweltverband legt mit <link https: www.bund-bawue.de themen mensch-umwelt stuttgart-21 stuttgart-21-kombimodell external-link-new-window>"Stuttgart-21-KombiModell" ein Konzept mit, so die Ankündigung, "wesentlichen Verbesserungen" vor. Inzwischen, schreibt der BUND in seinem Vorstoß, seien "Stand Mitte 2018 mit fast 70 Prozent mehr als zwei Drittel der insgesamt 57 Kilometer Tunnelstrecken gebohrt". Und weiter, der Seitenhieb muss sein: "Wir sehen uns in unseren schon vor über zehn Jahren gemachten Prognosen, gutachterlich belegten Aussagen und Fakten hinsichtlich Kostenexplosionen, Zeitverzögerungen und technischer Probleme bestätigt – das Prestigeprojekt war von Anfang an schöngeredet und -gerechnet." Dennoch sind die S-21-GegnerInnen des BUND zu einem Pragmatismus in der Lage, den BefürworterInnen noch nie an den Tag legen wollten: Sie bauen in die neuen Überlegungen ein, dass es einen Tiefbahnhof geben wird, und bewerten einen Baustopp zum jetzigen Zeitpunkt als "unrealistisch".
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Gerlinde Mauerhöfer
am 19.09.2018