Nein, dem Herrn G. soll keine Träne nachgeweint werden. Der Mann macht sich aus dem gleichen Grund vom Acker, aus dem im Juni 2016 bereits Vorstand Volker Kefer verschwunden ist: Stuttgart 21 gerät immer mehr in Schieflage. Wenn die Berichte des Bundesrechnungshofs und das an den Aufsichtsrat adressierte KPMG-Gutachten in Gänze an die Öffentlichkeit gelangen, dann wird allen deutlich: Das Großprojekt ist ein Fass ohne Boden. Damit aber bedeutet ein Weiterbetreiben von S 21 Untreue: Das Aktiengesetz verbietet den Vorstandsmitgliedern und den Aufsichtsräten, wissentlich ein unwirtschaftliches Projekt durchzuziehen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Utz-Helmuth Felcht, ließ am 31. Januar bereits zum dritten Mal den Punkt "Stuttgart 21" von der Tagesordnung nehmen. Wenn es zutrifft, dass auch Felcht in Bälde seinen Hut nimmt, dann hätten alle DB-Hauptverantwortlichen für das Milliardengrab rechtzeitig den Konzern verlassen.
Was die Bahn, was die Bahnbeschäftigten und was die Fahrgäste jetzt dringend brauchen, ist ein Mensch an der Bahnspitze, der selbst Eisenbahner ist, der Schiene kann und die Eisenbahn liebt, der professionell ist und der mit Menschen im Team umgehen kann. Entsprechend dieser Kriterien wären - in alphabetischer Reihenfolge - vorstellbar: Gerald Hörster, der aktuelle Chef des Eisenbahn-Bundesamtes, ein engagierter und fachkundiger Beamter. Hans Leister, ehemals für die Deutsche Bahn AG, dann für verschiedene Privatbahnen aktiv, aktuell Präsident der Zukunftswerkstatt Schienenverkehr, Berlin. Gunter Mackinger, ein österreichischer Eisenbahner von der Pike auf, lange Zeit in führender Position bei der Salzburger Lokalbahn. Heiner Monheim, ein international anerkannter Verkehrswissenschaftler, der Menschen für die Eisenbahn begeistern kann. Benedikt Weibel, der ehemalige, enorm erfolgreiche Chef der Schweizerischen Bundesbahnen SBB. Claus Weselsky, GDL-Chef und Parteifreund der Kanzlerin, mit hohem Durchsetzungsvermögen. Oder schließlich Bernhard Wewers, der Geschäftsführer des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein.
Mit das Schlimmste, was jetzt bei der Bahn passieren könnte, wäre ein Chef Pofalla. Also jemand, der wie Dürr, Mehdorn und Grube von Eisenbahn keine Ahnung hat, der, anders die drei Genannten, von Unternehmensführung keinen Schimmer hat, und der sich als CDU-Hardliner und Brüller aufführte (zu MdB-Bosbach: "Ich kann Deine Fresse nicht mehr sehen!"). Einer, der sich als Bundestagsabgeordneter außer Stande sah, der Versuchung zu widerstehen, aus Mitteln für den MdB-Bürobedarf Montblanc-Luxusschreibgeräte im Wert von 14 722,32 Euro zu ordern.
12 Kommentare verfügbar
Jürgen Deutsch
am 27.02.2017Man sieht es.
Ich höre heute noch Tiefensee reden:…