Am 11. August 2019 fand in Sant’Anna di Stazzema eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 75. Jahrestag des SS-Massakers statt. Kontext berichtete häufig über die – gescheiterten - Versuche einer juristischen Aufarbeitung des Verbrechens, aber auch über das umfangreiche bürgerschaftliche Engagement zur angemessenen Erinnerung daran. Sant’Annas Bürgermeister Maurizio Verona hält es momentan angesichts der aktuellen Entwicklungen in Italien und Europa für besonders wichtig, die Erinnerung lebendig zu halten, denn: "Es werden wieder Dinge gesagt, die in die faschistische, in die nazistische Richtung gehen – und das von Repräsentanten von Kommunen oder sogar des Staates." Wer hiermit auch gemeint sein dürfte, liegt nahe, auch wenn Verona den Namen des auf Neuwahlen schielenden Innenministers und Lega-Chefs Matteo Salvini nicht explizit nennt. Auch das ein Anlass, diesen Artikel von 2012 noch einmal aus dem Kontext-Archiv zu holen.
Auf die kleine Piazza vor der Kirche scheint die Sonne. Das Eis schmilzt unter dem Licht ihrer Strahlen, auch wenn diese im Spätherbst kaum wärmende Kraft haben. Der Blick reicht dank der klaren Luft weit, bis tief ins Tal hinunter fällt er. Erst nach einer Weile spürt man, dass hier die Stille herrscht. Eine unangenehm frostige Stille. Sie ist nicht Ruhe und nicht Entspannung. Sie ist viel mehr verstummte Gespräche, der Mangel jener Geräusche, die das Leben hervorbringt. Es ist menschengemachte Stille, und sie währt in Sant'Anna di Stazzema seit damals, seit 1944, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Brutale Stille, wenn man so mag.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 02.11.2019Mit Manuskript 35,5 KB