400 Montagsdemos – boah. Das letzte Mal, als ich auf einer Demo gegen Stuttgart 21 gesprochen habe, war auch anlässlich eines Jubiläums, und zwar zur 150. Montagsdemo. Ich weiß noch, es fiel mir schwer, etwas zu sagen, weil für mein Dafürhalten schon alles gesagt war. Wäre es nicht längst an der Zeit gewesen, selbstkritisch die Fehler und Versäumnisse der Bewegung unter die Lupe zu nehmen? Nein, halt, nicht beim Jubiläum. Bei Jubiläen wird jubiliert. Also lieber einen fiesen Spruch über die Grünen. So was wie: Eine gegrillte Paprika mag von oben grün aussehen, doch wendet man sie, ist sie schwarz wie die Nacht.
So etwas würde ich heute, 250 Demonstrationen später, nicht mehr sagen. Es hat sich ja so viel verändert in den letzten Jahren: Stuttgart hat sich unter einem grünen Bürgermeister und einer grünen Landesregierung von einer fußgänger- und fahrradfeindlichen zu einer autofreundlichen Stadt entwickelt.
Auch meine kritische Haltung zu Stuttgart 21 musste ich überdenken, denn Nachrichten über Kostenexplosionen oder Verzögerungen der Bauarbeiten beim umstrittenen Großprojekt haben sich schließlich als Fake News herausgestellt: Stuttgart 21 wird gar nicht teurer. Viele Leute werden hier nur immer ärmer. Und wer ärmer wird, findet natürlich, dass alles viel zu teuer ist. 4,5 Milliarden … 7,6 Milliarden … 10 … 20 Milliarden Euro … das klingt natürlich viel. Aber doch nur für uns, hier unten. Schauen Sie: Ob ich mir für 4,5 Milliarden zwanzig Inseln in der Karibik kaufe oder für 7,6 Milliarden fünfundzwanzig Inseln, ist doch kein wirklicher Unterschied, das müssen Sie zugeben.
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P. L.
am 22.01.2018