Selbstverständlich hat auch die Landeshauptstadt Stuttgart einen Hitzeaktionsplan. Der sei kein einmalig abgeschlossenes Konzept, rühmt sich die zuständige Verwaltung, "sondern vielmehr ein dynamischer Prozess, der dauerhaft betreut und weiterentwickelt wird". Die größte Entlastung im sich aufheizenden Talkessel brächte eine einzige Maßnahme: das Gleisvorfeld hinter dem Hauptbahnhof mit seinen vielen nachts abkühlenden Schienen liegen zu lassen. Doch genau das will sogar die neue Bundesregierung verhindern.
Stuttgart 21 hat jedenfalls wieder einmal Berlin erreicht. In erster Lesung debattierten die Abgeordneten im Bundestag eine neue Novelle des Allgemeinen Eisenbahngesetzes (AEG). Denn die schwarz-rote Bundesregierung will, dass stillgelegte Gleisflächen doch vereinfacht bebaut werden dürfen. Eben dies hatte die Ampel-Regierung erst 2023 per erster Novelle im Prinzip verboten – Ausnahmen mussten ein "überragendes öffentliches Interesse" aufweisen, zum Beispiel Klimaschutzmaßnahmen. Wohnbebauung gehörte nicht dazu.
Das hätte das Aus für das Stuttgarter Rosensteinquartier bedeuten können. Nun wird die Uhr wieder zurückgedreht – und in Berlin bekennen sich die Fans zum Stuttgarter Tiefbahnhof. Faktenfern wie eh und je. Obwohl oder gerade weil der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth aus dem Wahlkreis Reutlingen kommt, schwärmt der Verkehrsobmann der Unionsfraktion förmlich von den entbehrlichen Gleisflächen und den mehr als 5.500 Wohnungen, die im Rosensteinquartier entstehen sollen. Sein Kollege Günter Baumgartner, beheimatet im fernen Niederbayern, nennt die Landeshauptstadt sogar als "prominentestes Beispiel", weil sie einen neuen Bahnhof bekomme und mit dessen Inbetriebnahme sich das Gebiet hinter dem alten Bahnhof städtebaulich entwickeln könne. "Hören Sie auf, bezahlbares Wohnen gegen die Zukunft der Bahn auszuspielen", kontert Luigi Pantisano, der neue Stuttgarter Linken-MdB, aufgebracht.
3 Kommentare verfügbar
Uli
vor 1 TagZum Beispiel ein ökologisches, kühlendes Konzept mit Wohnungen (mit grünen Dächern und Wänden), Bäumen, Parks, Stadtbach?