Willkommen beim "Townhall-Meeting". So heißt das heute bei der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH). Früher sagte man Betriebsversammlung dazu. Früher hieß der Chef aber auch Richard Rebmann, und der kam aus dem Schwarzwald. Heute ist der Chief Executive Officer (CEO) ein Mann vom Fernsehen, der in München residiert und eine gepflegte Managersprache spricht: Christian Wegner, 45, seit 15 Monaten im Amt, vorher Vorstand für Digitales bei ProSiebenSat1. Er sagt, es bedürfe einer Fehlerkultur und mehr Schnelligkeit.
Am Mittwoch vergangener Woche reiste er nach Stuttgart in die Kantine des Pressehauses, in der einst ein Schwimmbad geplant war, was aus Kostengründen aber nicht gemacht wurde. So blieb nur ein schmuckloser, wenig zum Verweilen einladender Großraum als "Townhall". An jenem 9. Oktober war er rappelvoll. Vorne stand, leicht erhöht, der Christian (in der neuen Chefetage ist Duzen Pflicht), daneben der Herbert (Dachs), der als Geschäftsführer für die "Stuttgarter Zeitung" (StZ) und die "Stuttgarter Nachrichten" (StN) zuständig ist. Und über allen schwebte die neue Losung: "Zukunft durch Wandel" (siehe dazu den Brief der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter vom 10. Oktober).
Dating-Portale will Wegner nicht mehr kaufen
Sie soll helfen. Gegen Abo- und Anzeigenschwund. Wegner kündigte an, mehr als 100 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren investieren zu wollen. Wohin? Nicht in Journalismus direkt, eher in wachstumsstarke Firmen, die sich digital um Bildung und Gesundheit kümmerten. Dating-Portale will er nicht kaufen, das hat Wegner bei ProSiebenSat1 mit Parship getan. Daneben gelte es selbstverständlich, Synergien zu nutzen in den 16 Tageszeitungen und 150 Fachblättern, die zum Konzern gehören. Ziel sei es, "Top-Journalismus" anzubieten, "Abo-Marktführer für Qualitätsmedien", kurzum zur "attraktivsten Mediengruppe" in Deutschland zu werden. Inwieweit hier möglicherweise widerstreitende Wahrnehmungsbefunde vorliegen könnten, wurde nicht gefragt.
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Esslinger Bürger
am 05.12.2019