Wir könnten aber, unter Betonung unserer Gemeinsamkeiten, wieder eine ganz andere Stimmung in Deutschland erzeugen. Es ist viel zu lange viel zu viel über die Unterschiede zwischen unseren Parteien geredet worden. Natürlich gibt es auch in der Linkspartei Politikerinnen und Politiker, die in ihrer eigenen Machtlogik gefangen sind, aber es gibt auch sehr viele, die die Schnittmengen betonen wollen. Und auch im Umgang mit der damaligen PDS gäbe es etwas aufzuarbeiten. War es richtig, dass wir nach der Wende nicht zusammengefunden haben? Union und FDP haben die Blockflöten eingesackt, schon nach kurzer Zeit hat kein Hahn mehr danach gekräht. Rot-Rot-Grün hatte nach Bundestagswahlen mehrfach Mehrheiten und sie nicht genutzt. Diese Konstellation würde angesichts der Stärke der Grünen diesmal wohl eine andere sein, aber die Farben sind dieselben.
Das heißt, das Duo Hilde Mattheis und Dierk Hirschel wäre bei einer entsprechenden Mehrheit im Bundestag dafür, den Grünen zur Kanzlerschaft zu verhelfen?
Da wird es Einiges zu diskutieren geben. In der Außenpolitik, um noch einmal auf die Linkspartei zu kommen, aber natürlich auch in Gerechtigkeitsfragen. Wenn die Grünen bereit sind, die Verteilungsschere anzugehen, dafür zu sorgen, dass sie wieder zu- anstatt immer weiter aufgeht, wenn wir das ganz große Thema Klimaschutz solidarisch angehen, dann wird das Wahlergebnis über die Kanzlerschaft entscheiden. Da sprechen die Zahlen schon seit einiger Zeit eine eindeutige Sprache, die Grünen liegen vorn.
Ist das Prozedere für die Neuwahl der Parteispitze, das so viele Kandidaten und Kandidatinnen zulässt, eigentlich sinnvoll?
Das ist der Weisheit derer zuzuschreiben, die sich für dieses Verfahren entschieden haben. Ich kandidiere auf dieser Basis. Die jetzt zu kritisieren, das ist nicht meine Rolle. Wenn der Marathon der 23 Regionalkonferenzen vorbei ist, wird viel besser zu beurteilen sein, wie sinnvoll das Verfahren ist.
Manche inner- wie außerhalb der SPD dürften sich die Frage stellen, warum Hilde Mattheis und Dierk Hirschel sich das antun. Zumal es mit Nina Scheer und Karl Lauterbach ein zweites Duo vom linken Flügel gibt.
Wir, die Linken in der SPD, haben jahrelang gekämpft für ein linkeres Profil. Wir haben Papiere geschrieben, Programmvorschläge gemacht. Wir haben uns innerparteilich oft auch nicht durchgesetzt, aber wir waren konsequent und im Rückblick gesehen, lagen wir mit den Forderungen richtig. Heute bin ich, leider, zutiefst davon überzeugt, dass meine Partei nur noch einen Schuss hat, nämlich den in diesem Jahr. Wir sind am Abgrund. Wir gehen ins Rennen, weil wir mit unseren Konzepten für eine Linkswende der SPD stehen und überzeugt sind, damit den Hunger der Gesellschaft nach Gerechtigkeit stillen zu können.
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Steiner
am 04.09.2019