Anders als andere tritt Bauer nicht nach, als die Kollegin Bundeswissenschaftsministerin Annette Schavan in ihre Doktortitelaffäre schlittert, sondern verändert bundesweit beispielgebend Promotionsverfahren. Eine "ungewöhnliche Beständigkeit" lobt der Präsident der Ulmer Uni, Kai Joachim Ebeling, coram publico, weil sie eigene Forderungen aus Oppositionszeiten als Regierende konsequent aufgreift und abarbeitet.
Schon damals, als sie während einer Delegationsreise in die Türkei im Herbst 2012 bei einer Handvoll Termine den Ministerpräsidenten vertritt, mutmaßen einige Professoren, womöglich werde die Grüne irgendwann aus dem Wissenschaftsressort in der Königstraße auf die Halbhöhe wechseln, in die Villa Reitzenstein. Manche vergleichen sie mit der Kanzlerin, keineswegs nur der gemeinsamen Vorliebe für bunte Jacken wegen. Auf 76 Farbschattierungen wie Angela Merkel kommt Theresia Bauer (noch) nicht, eine stattliche Anzahl, von Ecru bis Altrosa, hat sie aber sehr wohl im Schrank.
Ausdauer ist bei beiden Trumpf, die grüne Ministerin bekennt nicht nur in der Politik "immer alles zu geben", sondern auch beim Halbmarathon ("die schönste Schinderei der Welt") oder auf dem Mountainbike. Wer mit ihr zu tun bekommt, erlebt eine uneitle, zugängliche, zugleich selbstbewusste und faktensichere Frau mit inzwischen langer Erfahrung. Nicht von ungefähr hat ihr die FAZ "hohe Rationalität" attestiert. Sie macht vieles richtig. Bis sie vor einem Jahr Instinkt und Fortüne verlassen.
Heute ist sie bei vielen unten durch
Bauer präsentiert als "erfolgreiches Ergebnis monatelang Beratungen" ein Konzept zur Reform der Musikhochschulen, das in der zuständigen Rektorenkonferenz mit der Mehrheit von drei zu zwei Stimmen verabschiedet worden war. Da hätten alle Alarmglocken läuten müssen angesichts des Schulterschlusses von Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe zulasten von Mannheim und Trossingen. Die Aufregung ist groß. Schnell sucht die Ministerin das Gespräch mit Hochschulvertretern.
Ende Juli 2013 scherzt sie noch, wie praktisch es sei, dass die Familie noch keinen größeren Sommerurlaub geplant habe. Wenig später kommt sich aus den Negativ-Schlagzeilen ("Bauers Wildwasserfahrt") nicht mehr heraus, sie wird niedergeschrien und beschimpft, in An- und in Abwesenheit, sie tourt durchs Land, diskutiert. Sie versucht die Genesis der Kürzungspläne zu erläutern und warum der Rechnungshof falsch liegt mit seinen Vorschlägen, über alle Standorte pauschal zu sparen.
Bis heute reiht sich Dialogforum an Symposion, noch immer gibt es kein endgültiges Konzept, allerdings sind die Einsparungen vom Tisch. Die Unzufriedenheit ist geblieben, bei vielen ist sie unten durch. "Je tiefer ich einsteige, desto sicherer bin ich mir, dass es richtig ist, Schwerpunkte an den einzelnen Standorten zu setzen", sagt sie dennoch. Und dass sie die neu gewonnenen Erkenntnisse nicht missen möchte.
Wie so viele andere. In den Achtzigern hat sich Bauer in Heidelberg als Studierenden-Vertreterin engagiert. Sie gehört zu jener ersten grünen Nachgründer-Generation, die sich der Partei nur nach reiflicher Überlegung nähert. 1987 tritt sie dennoch ein. "Die Grünen werden – zu Recht – zunehmend daran gemessen, welche Antworten sie liefern, konkret, pragmatisch und radikal, und inwieweit durch grüne Politik Lebensqualität gesichert und verbessert werden kann", schreibt sie zum zehnten Partei-Geburtstag in einem Buch, das ihr heutiger (Verkehrs-)Ministerkollege Winne Hermann herausgab. Zu machtorientiert kamen ihr damals viele Grüne vor, erinnert sie sich.
7 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 16.08.2014dem KONTEXT-Team,
Theresia Bauer und
allen Interessierten,
habe gerade im "FREIEN RADIO STUTTGART" Thomas Koschwitz und Heinz Hoenig zugehört – es ging um Kinder, Bildung und ...
BILDUNG – PERSÖNLICHKEITSBILDUNG – …
Hier Auszüge aus…