Friedrich Stockmeier sieht so aus, wie man sich einen Künstler vorstellt: halblange, gewellte blonde Haare, gestutzter Vollbart, schwarzer Schal zum schwarzen Hemd und der schwarzen Hose. Er steht auf dem Mannheimer Paradeplatz und hofft auf eine Erkenntnis im Stuttgarter Wissenschaftsministerium – ganz im Sinne der Musikhochschulen. "Ich hoffe natürlich, dass man von den Sparmaßnahmen absehen kann."
Die geplante Umstrukturierung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg sorgte im Sommer 2013 für einen Aufschrei in der Künstlerszene, aber auch für Zwist unter den Hochschulrektoren. Ein Jahr später herrscht angespannte Ruhe. Das alte Konzept ist vom Tisch, doch ein neues steht noch aus.
Aus einem weißen Container auf dem Paradeplatz erklingen die Mannheimer Violinsonaten von Wolfgang Amadeus Mozart. Zwei Studenten spielen und sammeln Unterschriften für den Erhalt der Musikhochschulen im Land. Stockmeier studiert Komposition an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Er ist 25 Jahre alt und hat als Vorsitzender der Studierendenvertretung im vergangenen Jahr den Protest gegen die drohende Schließung des Klassik-Bereichs mitorganisiert.
An der Mannheimer Musikhochschule sollten nach einem Konzept des Wissenschaftsministeriums die Angebote im Land für Jazz, Pop und Tanz konzentriert werden. Die Mannheimer Popakademie sollte in die Hochschule integriert werden. Der klassische Bereich mit Orchesterausbildung und Schulmusik sollte dafür wegfallen. Und das in der Stadt, in der sich der legendäre klassische Komponistenkreis "Mannheimer Schule" gegründet hatte? Unvorstellbar – zumindest für Rudolf Meister, Präsident der Musikhochschule. Eine Hochschule ohne "diese Kernbereiche" hält er "für undenkbar", wie er heute noch sagt.
Vor einem Jahr präsentierte Theresia Bauer, grüne Wissenschaftsministerin von Baden-Württemberg, das Konzept "Weiterentwicklung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg". Hintergrund war neben finanziellen Schwierigkeiten der Hochschulen eine beratende Äußerung des Landesrechnungshofs, der massive Einschnitte verlangte: den Abbau von 500 der 2500 Studienplätze und eine Einsparung von fünf Millionen Euro. Grün-Rot steht zudem unter massivem Einspardruck, da ab 2020 nach dem Grundgesetz keine neuen Schulden gemacht werden dürfen.
Das Konzept von Bauer sah vor, dass nur Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart als Vollhochschulen erhalten blieben. Stuttgart würde sein Institut für Jazz und Pop mit knapp 50 Studierenden an Mannheim verlieren. Mannheim würde ebenso wie Trossingen zu einer Spartenhochschule werden. Trossingen sollte sich auf elementare Musikpädagogik und Alte Musik konzentrieren.
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Jörg Krauß
am 17.07.2014