Generell sei die Kommunikation mit dem Hausbesitzer über den zwischengeschalteten Verwalter immer schwierig gewesen. Selbst wenn es um existenzielle Schäden wie einen drohenden Wasserrohrbruch im Haus gegangen sei. Einmal stand der Revierkeller sogar unter Wasser. Im Frühjahr dieses Jahres beauftragte der Besitzer des Gebäudes dann zwei GutacherInnen, um den Zustand der alten Lady zu prüfen. "Hier gibt es nicht viel schönzureden", war damals deren Aussage, erzählt Jule. Kurz darauf sei ein Architekt im Haus gestanden, der es wohl kaufen wollte – für eine Million Euro. "Aha, dachten wir, da sind sie also, die Konditionen, die uns der Hausbesitzer nach mehrmaligem Nachfragen dieses Jahr nie mitgeteilt hat", sagt Jule. "Wir sind einfach übergangen worden." Basti nickt. Auch er fliegt Ende des Jahres aus dem Revier und weiß noch nicht recht, wie es weitergehen soll.
Der Plan ist trotzdem: Zusammenbleiben und zusammenhalten. Am liebsten würde der Verein geschlossen in eine andere Immobilie ziehen. Aber das scheint in Anbetracht der Wohnraumsituation ein nur wenig aussichtsreiches Unternehmen. Dabei haben sie so viel zusammen erlebt und in das Wohnprojekt investiert. "Wir haben das Revier auch immer als politisches Projekt verstanden, das Chancen sucht, Wohnraum mit sozialverträglichen Mieten zu etablieren und Raum für kreative Projekte zu schaffen", erzählt Sarah. Während Jo durch die Türe nach draußen flitzt, kommt eine Revierlerin von der Arbeit und wirft ihre Tasche auf die Sitzbank am Holztisch.
Gegen jegliche Moral und ohne Rücksicht
So wie das Revier 5 ein Paradebeispiel für eine kreative, clevere Lösung gegen Wohnungsnotstand ist, scheint der Besitzer des Gebäudes ein Beispiel für das aktuelle Problem in Großstädten zu sein: Hausbesitzer und Vermieter, denen es nur darum geht, Objekte möglichst teuer zu vermieten oder zu verkaufen. Gegen jegliche Moral. Ohne Rücksicht, ohne das Bewusstsein für die eigene Rolle, die sie in einer Stadtgesellschaft spielen, in der Menschen irgendwann nur noch arbeiten, damit sie sich Wohnungen leisten können, die sie nur zum Schlafen nutzen, weil weder Raum noch Zeit oder Geld für Freizeitgestaltung und Leben übrig sind.
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