Auf solidarische Weise sollen auch solche Risiken abgefedert werden: Um neue Hausprojekte zu unterstützen, gibt es einen vom Syndikat verwalteten Solidarfonds, in den alle Syndikatsprojekte einen kleinen monatlichen Betrag einzahlen, mindestens 10 Cent je Quadratmeter Nutzfläche. Doch Geld sei bei solchen Wohnprojekten meist gar nicht das Problem, sagt Burkhardt, "das Problem sind für viele die sozialen Strukturen". Mehr zusammen zu entscheiden, andere näher an sich herankommen zu lassen, das sei nicht für jeden die richtige Lebensform.
"Menschen, die ganz stark die Kontrolle über ihr Privatleben haben wollen oder die gewohnt sind, dass andere für sie organisieren, für die ist das eher nichts", findet auch Riethmüller. Die Vorteile überwiegen für ihn deutlich: "In einem Projekt wie der Schelling wohnen keine Leute, die viel Geld haben, aber dadurch, dass man viele Dinge zusammen macht und nutzt, hat man einen Lebensstandard, den man sonst allein nicht hätte." Es komme auch vor, dass Leute, die hier wohnen, die Karriere etwas weiter hintanstellen, "weil man hier mit anderen vieles teilen kann. Du kannst dich ein Stück dem Ausbeutungsprozess entziehen."
Schwieriges Pflaster: Stuttgart
Immer mehr Menschen scheinen eine solche Wohnform attraktiv zu finden, zumindest legt dies die steigende Zahl der Mietsyndikats-Projekte nahe. Aktuell gibt es bundesweit 90 Projekte mit Syndikats-Beteiligung, 26 allein in Baden-Württemberg, davon wiederum 13 in Freiburg und vier in Tübingen. Rund 2000 Menschen leben in diesen Projekten, die sehr unterschiedlich aussehen können. So gibt es in Tübingen neben den Groß-WGs der Schelling auch das Vier-Häuser-Projekt mit kleineren Wohnungen, die eher für Familien geeignet sind. Zunehmend werden von Initiativen nicht nur bestehende Häuser gekauft, sondern auch neue gebaut.
Als schwieriges Pflaster gilt dabei Stuttgart. Hier konnte bislang mit dem <link http: www.linkeszentrumstuttgart.org _blank>Linken Zentrum Lilo Hermann in Heslach nur ein einziges Syndikats-Projekt realisiert werden. "In Stuttgart ist auf dem Immobilienmarkt alles zu teuer", sagt Riethmüller, außerdem sei hier praktisch kein Objekt länger als drei Monate auf dem Markt. Zwei große Hindernisse für alternative Projekte.
Im Falle des Linken Zentrums bestand die seltene Situation, dass das Haus zwei Jahre auf dem Markt war und als nahezu unverkäuflich galt. Mithilfe des Syndikats konnte eine Initiative das Haus 2010 kaufen, nach zwei Jahren Renovierung folgte im September 2012 die Eröffnung. Was dieses Projekt von vielen anderen unterscheidet: "Es ist kein reines Wohnprojekt, sondern ein politisches Zentrum, das den Leuten, die politisch aktiv sind, die Möglichkeit gibt, hier auch zu wohnen", sagt Paul von Pokrzywnicki, einer der Initiatoren.
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Tranquilo
am 01.04.2015https://www.openpetition.de/petition/online/fuer-sinnvolle-ausnahmen-vom-vermoegensanlagengesetz-vermanlg