Damals hatte die Bundeswehr gerade eine Anzeige auf der Website des Jugendmagazins „Bravo“ geschaltet. Inzwischen setzt die Truppe vor allem auf eigene Produktionen wie die Youtube-Serie „Die Rekruten“ oder die Website „bundeswehrentdecken.de“. Zwar habe er Letztere bislang nicht vollständig untersucht, sagt Vogel. Doch ein erster Blick bestätige das alte Muster.
„Da beschreibt zum Beispiel ein Soldat seinen Werdegang als Scharfschütze.“ Von Teamarbeit und Herausforderungen sei dabei die Rede. „Aber an keiner Stelle geht es darum, dass er dafür ausgebildet wurde, mit hoher Präzision Menschen zu töten.“
Seit der Aussetzung der Wehrpflicht im Jahre 2011 ist die Bundeswehr auf freiwilliges Personal angewiesen. Die Truppe konkurriert mit der freien Wirtschaft; die Personalnot ist groß. Laut dem jüngsten Wehrbericht waren bis Ende November 2018 allein oberhalb der Mannschaftsebene 21.490 Dienstposten unbesetzt.
Ist es vor diesem Hintergrund nicht legitim, um potenzielle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu werben? „Das schon“, meint Vogel, „aber Jugendliche sollten nüchtern informiert statt irregeführt werden.“ Verletzungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Tod und Gefahr: Von den Schattenseiten des Berufs hörten sie so gut wie nichts.
Der Karrierestand
Im Vordergrund stehen zwei Motorräder der Feldjäger, im Hintergrund parkt die Drohne „Luna“. Der Stand der Bundeswehr auf dem Mannheimer Maimarkt sieht, nun ja, militärisch aus. „Mit dem Panzer können wir hier nicht vorfahren“, sagt Thomas Welschhoff, „das würde der Boden nicht mitmachen.“ Tabu ist eine solche Inszenierung aber nicht – auf anderen Veranstaltungen kommen gepanzerte Fahrzeuge durchaus zum Einsatz.
Welschhoff ist einer von 480 Karriereberatern der Bundeswehr. Der 54-Jährige stellt seinen Arbeitgeber auf Berufsmessen, Volksfesten und bei Bedarf auch an Schulen vor. „Wir machen hier keine Rekrutierung“, beteuert der Hauptmann. „Wir sind ja nicht die Amerikaner.“ Wenn jemand Interesse bekunde, werde er stattdessen an eine Hotline verwiesen. „Oder wir vereinbaren ein persönliches Gespräch.“
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asisi1
am 01.07.2019