Nun warten am kommenden Wochenende die Ateliers auf neugierige Besucher. Steffen Osvath zum Beispiel hat seine Räume direkt hinter einem der Tore der alten Halle. Er ist bereits im Juli eingezogen und hat sein neues Domizil auf anderthalb Etagen wohnlich eingerichtet. Osvath arbeitet mit alten Fotos, aber auch als Setdesigner für die Bühne und Ausstellungsgestalter. Räume einzurichten ist sozusagen sein Metier, und es sieht bei ihm fast so aus, als wäre er schon immer da.
Alles paletti also? Nicht ganz, denn noch ist die größere Frage nicht beantwortet, wie es auf dem Areal am Inneren Nordbahnhof insgesamt weitergehen soll. Ursprünglich war einmal ein reines Wohngebiet geplant. Dann hat die Wählergruppe der Stadtisten in der Bürgerbeteiligung zum Rosensteinquartier, zu dem das Gebiet gehört, den Gemeinderat überzeugt, insgesamt fünf Hektar für kulturelle Nutzungen zu reservieren.
Projekt und Projektionsfläche bei IBA und "Maker City"
Diese Forderung ging auch in den städtebaulichen Wettbewerb ein, den das Büro asp gewann, das aus dem Gebiet eine "Maker City" machen will: eine kreative Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Zur selben Zeit wurde die Container City der Wagenhallen-Künstler im Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet. Das vielfältig nutzbare Areal sei zu einem Impulsgeber und programmatischen Baustein für das zukünftige Quartier geworden, hieß es in der Begründung. Und auch der Stadtacker, das größte innerstädtische Urban-Gardening-Projekt, gleich im Anschluss an das Containerdorf, hat mehrere Auszeichnungen eingeheimst - vom Verschönerungsverein bis hin zur UN-Dekade biologische Vielfalt.
Dazu kommt: Vor zwei Jahren befand eine von Oberbürgermeister Fritz Kuhn eingesetzte Task Force, dass es für das Opern-Interim während der Sanierung keinen anderen geeigneten Standort gäbe als direkt neben der Wagenhalle. Eine ziemlich komplexe Situation, zu der sich die Wagenhallen-Künstler als direkt Betroffene natürlich ihre eigenen Gedanken machen. Robin Bischoff hat am Rosenstein-Dialog teilgenommen. Kunstverein und Stadtacker haben selbst ein Arbeitspapier entworfen, wie sich das Quartier entwickeln soll.
Es gibt also eine Flächenkonkurrenz, die sich umso stärker bemerkbar macht, je weiter die Entwicklung voranschreitet. Bezahlbare Wohnungen werden dringend benötigt. Die Oper braucht einen Interimsstandort. Aber ebenso fehlen Ateliers für Künstler. Dies war bereits eines der zentralen Themen im Stuttgarter Kulturdialog 2011 bis 2013, und die Situation ist seither nicht viel besser geworden. Obwohl die Container längst wieder vermietet sind, stehen beim Kunstverein Wagenhalle ständig um die 40 KünstlerInnen auf der Warteliste.
Dies alles verlangt nach einer intelligenten Lösung. Und da das allen Beteiligten klar ist, haben die Stadt ebenso wie Kunstverein und Stadtacker sich unabhängig voneinander bei der IBA beworben. Sie sind nun in einem Boot. Und das Bild, mit dem die Bauausstellung das Projekt "Quartier C1 Wagenhallen" ankündigt, zeigt das Verkehrsschild mit der Aufschrift "Kulturschutzgebiet" und der Andy-Warhol-Banane, im Hintergrund das Containerdorf. Konkret geht es im November weiter, wenn das Büro asp an die Wagenhalle kommt, um das weitere Vorgehen zu sondieren. Im kommenden Jahr sollen dann weitere, öffentliche Diskussionsrunden folgen.
Mit "Hallo Halle!" feiert der Kunstverein Wagenhalle e.V. von Freitag, 9. bis Sonntag, 11. Oktober die Wiedereröffnung der Ateliers im Kulturschutzgebiet: am Freitag und Samstag von 14 bis 18 Uhr, am Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Mehr Informationen hier.
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