Mit rasenden Kettensägen und anderem schweren Geschütz machten zahlreiche Helferlein das liebevoll gestaltete Kleinod neben dem Club Zollamt dem Erdboden gleich. Aufwendige, bunte Holzbauten wurden zersägt und verbrannt. Das eiserne Herz des Dörfchens - ein alter Zugwaggon namens "Blechmarie" - in Stücke zerfetzt. Container-Ateliers wurden eingemottet. Zum 1. Februar hatte die Stadt die Übergabe des Geländes verlangt. 2019 sollen dort Wohnungen gebaut werden. Vorher dürfen aber erst mal Eidechsen ihre Köfferchen packen. Für rund vier Millionen Euro werden sie von einer angrenzenden Brache aufs Ex-Contain't-Gelände umgesiedelt.
Zuvor hatte der Verein eine letzte Herzdruckmassage gestartet, rund 7300 Unterschriften für eine Petition gesammelt, um auf dem benachbarten Degenkolben-Areal weitermachen zu können. Doch Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte nicht einmal Zeit, die Unterschriften persönlich entgegenzunehmen. Schickte Baubürgermeister Peter Pätzold vor und nannte einen Übergabetermin zwei Wochen vor Ende des Mietervertrags. Zu spät im Quadrat. Selbst die Guerilla-Aktion der Container-Community, bei der alle gesammelten Unterschriften mit zwei riesigen Beamern an die Rathausfassade projiziert wurden, konnte nichts daran ändern.
Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen des Trauerspiels: Trotz vollmundiger Ankündigungen Kuhns, die Subkultur nicht stiefmütterlich behandeln zu wollen, war die Stadt dieses Jahr nicht in der Lage, eine Ersatz- oder Stellplatzfläche anzubieten. Dafür könne man 2017 drei Containerstellplätze zur Verfügung stellen. Allerdings ohne infrastrukturelle Erschließung, ohne Nutzungserlaubnis für Veranstaltungen und damit unbrauchbar für den Verein, der neben Lesungen und Ausstellungen auch Konzerte, Partys, Open-Air-Veranstaltungen und Gartenprojekte im Programm hat. Das Konzept, alle paar Jahre auf eine neue Brache zu ziehen, floppte. Es wurde ruhig um die Urbanauten. Auscontain't?
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