In Stuttgart leidet man an einer Art Minderwertigkeitskomplex. Man ist zu groß, um eine Stadt in der Kategorie von Mannheim, Karlsruhe oder Münster zu sein. Und zu klein, um so wie München, Hamburg oder wenigstens wie Frankfurt zu sein. Oft meint man in Stuttgart, dass man doch eigentlich alles richtig gemacht habe. Und dann geht es doch schief. Das war bei Stuttgart 21 so, dem "Augen zu und durch"-Projekt, von dem man inständig hofft, es werde früher als der Berliner Flughafen fertig. Könnte klappen, liegt dann aber an Berlin. Das tröstet aber kaum darüber hinweg, dass man dann in Stuttgart vielleicht bald einen Bahnhof hat, der nicht mehr wachsen kann, obwohl es gut wäre, er könnte es. Es tröstet nicht, dass man auch in Berlin fürchtet, einen neuen Flughafen zu bekommen, der bei der Eröffnung schon zu klein ist. Auch beim VfB Stuttgart hat man gedacht, dieses Mal alles richtig gemacht zu haben, was wir an dieser Stelle nicht weiter kommentieren, darüber schreiben schon viele andere, republikweit.
Eine Taskforce wie ein Hubschrauber
Republikweit noch kein Aufsehen erregt das Drama um eine Interimsspielstätte für die Stuttgarter Oper. Die Oper ist ja nun wirklich vorzeigbar und auch im Vergleich mit München, Frankfurt oder Hamburg konkurrenzfähig. Und wie anderswo auch, muss die Oper bald saniert werden; man rechnet mit über 600 Millionen Euro. Eine offene Diskussion über Alternativen wurde nicht geführt – das machen andere, etwa die Initiative Aufbruch Stuttgart. Auf deren Betreiben hin trafen sich vom 2. bis 4. November fünf renommierte Architekturbüros zu einem Workshop zur Kulturmeile. Dabei wurde klar: Die Oper bei der Sanierung mit einer Kreuzbühne nachzurüsten, ist grober Unfug. Stattdessen wurde vorgeschlagen, die Littmann-Oper – so, wie sie ist – als Konzertsaal und Ballettbühne zu nutzen, ein neues, bleibendes Opernhaus an der Kulturmeile oder wo auch immer zu bauen und kein Geld für ein Interimsprojekt zu vergeuden. Ob die Stadt diese Anregung aufgreift, wird sich weisen. Vorerst hält sie an der Interimsspielstätte fest. Deren Standort war eigentlich schon gefunden: Er sollte beim Paketpostamt sein, dort, wo das Stuttgart-21-Areal an den Park grenzt. Aber dann war das zu teuer, 116 Millionen Euro, und OB Kuhn entschied, diesen Plan nicht weiter verfolgen zu lassen. Dann war Ruhe. Bis vor Kurzem. Bis zum 16. Oktober.
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Kornelia .
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