Als "ironischen Zirkelschluss der Geschichte" bezeichnet es Marc-Oliver Hendriks, der geschäftsführende Intendant der Stuttgarter Staatstheater, dass die Aufführung von "Herzog Blaubarts Burg" nun im alten Bahnpostamt stattfindet. Seit zwei Jahren ist die Aufführung der einzigen Oper von Bela Bartók geplant, 100 Jahre nach ihrer Uraufführung in Budapest. Ursprünglich war dafür die Wagenhalle vorgesehen. Doch vor einem Jahr stand noch nicht fest, dass die Sanierung im vorgesehenen Termin- und Kostenrahmen zu Ende gebracht werden würde.
Also entschied sich die Oper für einen anderen Standort: das frühere Paketpostamt der Bahn, das bald darauf auch mit großer Gemeinderatsmehrheit zum Interimsstandort während der Sanierung des Opernhauses auserkoren wurde. Nachdem allerdings ein halbes Jahr später ein Gutachten Kosten von 116 Millionen Euro prognostiziert hatte, verkündete der grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn das Ende der Bahnpostoper. Nun soll der Platz neben der Wagenhalle zum Interimsstandort werden. Aber der Blaubart wird im Paketpostamt gegeben.
Scheinbar unzugänglich wie die Burg Herzog Blaubarts thront die riesige Halle hoch über dem dunklen Schlossgarten zwischen Paketzubringern und Bahnanlagen. Doch keine Sorge: der Weg ist ausgeleuchtet. Statisten warten an der Stadtbahnhaltestelle Mineralbäder und helfen den Besuchern bei der Orientierung. Für ältere und gehbehinderte Menschen stehen drei Fahrradrikschas bereit.
Die Statisten übernehmen dann auch gleich eine wichtige Funktion: In kleinen Gruppen bereiten sie die Besucher vor. "Ich bin Ihr Platzanweiser, Ihr Zeremonienmeister", sagen sie und bitten die Operngäste, sich wasserdichte Überschuhe anzuziehen. Dunkel, fast schwarz ruht die große Halle. Die Besucher müssen durch einen Teich waten. Still mögen sie sein, das ist Hans Op de Beeck wichtig. Der flämische Künstler hat das Bühnenbild entworfen: Ein Steg, an dem Fahrräder lehnen, dunkelgraue Inseln, Benzinfässer, ein Boot mit Körben, in denen sich Miesmuscheln, Rotkohl und dunkel gebrannte Maroni befinden. Op de Beeck führt auch Regie. Und er hat den Text geschrieben, den die Statisten ihren Besuchergruppen zur Einführung vortragen.
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Uly Bear
am 31.10.2018