Er hatte zwei Träume: ein eigenes Haus; und die Welt zu bereisen. Leonardo di Chiara ist in Pesaro aufgewachsen, einer alten Stadt an der italienischen Adriaküste mit rund 95.000 Einwohnern. Dass man auch mit wenig Raum auskommen kann, weiß er schon von seinen Eltern, aber auch als passionierter Segler. Zwei Tage nach dem Abschluss seines Architekturstudiums in Bologna ist di Chiara nach Berlin gereist und dort in einem Café Van Bo Le-Mentzel begegnet. Ein reiner Zufall.
Le-Mentzel ist der Gründer der Tiny House Academy, die im vergangenen Jahr eingeladen war, den Campus des Bauhaus-Archivs zu einem Ausstellungsgelände für Tiny Houses zu machen. Selbst Architekt, im Alter von zwei Jahren 1979 mit seinen Eltern als "Boat People" aus Laos geflüchtet und in Deutschland aufgewachsen, baute er 2015, als er beobachten musste, wie Geflüchtete tage- und nächtelang vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Schlange standen, als temporäre Zuflucht das "Hotel Lageso": ein achtzig Zentimeter breites Holzhaus auf Rädern: Das war der Anfang der Tiny-House-Bewegung.
Als di Chiara ihm im Café begegnete, hatte Le-Mentzel eine eben erst angefertigte Skizze dabei, wie er sich den Bauhaus-Campus vorstellte. Di Chiara warf einen Blick darauf und war sofort elektrisiert: Mit einem Tiny House würde er seine beiden Träume verbinden können. Er kehrte nach Pesaro zurück, wünschte sich von seinen Eltern zu Weihnachten einen Fahrzeuganhänger und fing an. Drei Monate brauchte er für den Entwurf, drei Monate, um Sponsoren zu finden, und weitere drei, um sein Wohnhaus-Gefährt zu bauen, das nun eine Woche lang in Stuttgart unter der Paulinenbrücke steht.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!