Zwei Frauen stehen in einer Siedlung der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) auf der Straße und unterhalten sich. Die eine würde gerne umziehen. Sie sucht, sagt sie, seit vier Jahren nach einer bezahlbaren Wohnung. Zwei Zimmer in der Innenstadt wären toll, aber: "keine Chance. Wenn man die Vermieter anschreibt, bekommt man meistens nicht mal eine Antwort. Die können es sich halt aussuchen, wen sie nehmen." Mit Kindern sei es schwierig, mit Hund noch schwerer, und wer dann auch noch einen Namen hat, der nicht urdeutsch klingt, der habe komplett verloren. Kürzlich habe sie dann doch einen Termin bekommen, erzählt die Frau. Sie selbst arbeitet in einer Bäckerei, ihr Mann ist Küchenchef, Brutto haben sie rund 5000 Euro im Monat. "Aber das", erzählt sie, "war dem Vermieter zu unsicher."

Unterhalb der Wielandshöhe, im Stuttgarter Süden, steht diese Doppelhaushälfte, gebaut 1917, in bester Halbhöhenlage mit Blick über die Dächer der Stadt. Der Eingang ist von Büschen überwuchert, vom Gartentor und vom Zaun blättert die Farbe, zwei große Bäume stehen im Vorgarten, einer davon trägt eine Menge noch grüner Zwetschgen. Ein älterer Herr in kariertem Sakko kommt vorbei, er sei sowas wie der Verwalter des Gebäudes, sagt er und erzählt: Das Haus habe kein Bad, nur eine Waschküche im Keller. Die Familie, die hier gelebt habe, habe sich "beholfen", bis es ihr zu anstrengend wurde. Es brauche neue Fenster, ein neues Treppenhaus.
Die Wurzeln der Bäume im Garten seien in die Muffen der Abwasserkanäle gewachsen und müssten gefällt werden, um neue Rohre zu verlegen. Innen seien die Wände aufgerissen, weil das Haus neue Leitungen brauche. "Da kann gerade keiner drin wohnen", sagt er. Wann sich das ändert, sei unklar. Eine halbe Million Euro koste die Sanierung, mindestens. "Das ist sehr viel Geld", sagt der Mann.
In die Geländer der Balkone hat sich Rost gefressen, der Eingang ist zugewachsen, die Briefkästen sind verklebt, wo einmal Klingelschilder waren, klaffen schwarze leere Löcher. Nur einer scheint sich in dieser Tristesse wohlzufühlen: Auf dem Balkon im dritten Stock wächst ein Bäumchen in Richtung Sonne.
1 Kommentar verfügbar
Andromeda Müller
am 14.07.2018Gründe der EigentümerInnen für den Unwillen zu renovieren und zu vermieten , bzw. ihre Immobilie selbst zu bewohnen. Hier fehlt jede Recherche.
Vielleicht kommt das ja noch in einem Folgeartikel. Andererseits , warum…