Seit 2010 ist eine <link http: www.jura.uni-bielefeld.de institute fir fir_gutachten_mietnomaden.pdf external-link-new-window>Studie der Universität Bielefeld verfügbar, die – man höre und staune – in Zusammenarbeit mit Haus & Grund entstand. In der Mitgliederzeitschrift der Haus- und Wohnungseigentümer seien über Monate hinweg Betroffene aufgerufen worden, an einer Befragung teilzunehmen, berichtet Markus Artz im Gespräch mit Kontext. Unter Leitung des Juristen hat die Forschungsstelle für Immobilienrecht das Phänomen untersucht. Nach der aufwändigen Kampagne wurden der Universität schließlich 1347 Fälle gemeldet. "Bei den meisten stellte sich aber heraus", sagt Artz, "dass es sich gar nicht wirklich um Mietnomaden handelte".
So schrumpfte die Zahl der tatsächlichen Fälle auf 426 zusammen, die sich auf mehrere Jahre verteilen. Die Schadenssumme liege nach Angaben der Vermieter in 45 Prozent aller Fälle unter 5000 Euro und weitere 30 Prozent blieben unter 10 000. Artz betont dabei, dass seriöse Aussagen über die genaue Größenordnung der jährlichen Fälle unmöglich seien, die Studie sei zudem eher qualitativ als quantitativ. Dennoch lasse sich festhalten, dass das Problem offenbar "dramatisch überschätzt" werde und die gefühlte Betroffenheit größer sei als die tatsächliche. Noch deutlicher <link http: www.jura.uni-bielefeld.de institute fir materialien artzhhmietnomaden.pdf external-link-new-window>kommentierte Franz-Georg Rips, der Präsident des Deutschen Mieterbundes: "Es existiert kein nennenswertes Mietnomadenproblem in Deutschland." Anders hingegen die Einschätzung bei Haus & Grund: "Dieses Ergebnis übertrifft unsere schlimmsten Befürchtungen", interpretierte der damalige Präsident Rolf Kornemann die wissenschaftlichen Befunde. Der Mietbetrug habe "mittlerweile offensichtlich Dimensionen angenommen, die der Gesetzgeber nun nicht länger ignorieren" könne.
Und tatsächlich: Die schwarz-gelbe Koalition folgte, der empirischen Evidenz ungeachtet, den Empfehlungen der Grundbesitzer und verschärfte 2012 das Mietrecht, angeblich um besser gegen Mietnomaden vorgehen zu können. Doch auch solche Mieter, die gar nicht mutwillig die Zeche prellen, sondern aus finanziellen Engpässen in zwischenzeitliche Zahlungsrückstände geraten, <link https: www.heise.de tp news das-mietrecht-wurde-verschaerft-2024627.html external-link-new-window>können seit der Änderung leichter vor die Tür gesetzt werden.
"Bitte verwenden Sie die richtigen Zahlen"
Noch heute führt Haus & Grund das Randphänomen der Mietnomaden an, um politische Forderungen zu untermauern – etwa um Leerstand zu rechtfertigen. So will Ulrich Wecker, Geschäftsführer von Haus & Grund Stuttgart und Chefredakteur der baden-württembergischen Mitgliederzeitschrift, "nicht ausschließen, dass ein Vermieter, nachdem er einem Mietnomaden aufgesessen ist, vor lauter Enttäuschung seine Wohnung einmal leerstehen lässt." Jürgen Zeeb, der als Fraktionsvorsitzender für die Freien Wähler im Stuttgarter Gemeinderat sitzt, brachte diese Einschätzung <link https: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne das-kapitalistische-manifest-5165.html internal-link-new-window>wortgleich in die Generaldebatte Wohnen ein, in deren Rahmen sich die Kommunalpolitik Mitte Juni mit der zunehmenden Wohnungsnot auseinandersetzte.
13 Kommentare verfügbar
Mike T
am 15.07.2018Nach 2 Mietnomaden in 10 Jahren vermieten wir die Einliegerwohnung nicht mehr. Wir bleiben auf unseren Kosten sitzen. Ein Gerichtsverfahren kostet bei 5000 € schlechtem Geld weitere 1000 € gutes Geld. Der Titel ist nach kurzer Zeit obsolet durch erleichterte…