Das muss so sein, denn wer sich dem Mietshäuser-Syndikat, einer Beteiligungsgesellschaft zum gemeinschaftlichen Hauserwerb, anschließen will, gründet einen Verein, in dem sich die angehenden Bewohner oder Mieter eines Gebäudes zusammentun, und eine GmbH, in der neben dem Verein auch das Syndikat Gesellschafter ist. Wollten die Bewohner das Haus wieder verkaufen, würde das Syndikat Einspruch erheben. So wird verhindert, dass ein unter großen Mühen gestartetes solidarisches Gemeinschaftsprojekt später einmal gewinnbringend verschachert wird. Denn das <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft wohnen-ohne-dicke-kohle-2788.html _blank external-link>Mietshäuser-Syndikat, hervorgegangen aus der Freiburger Hausbesetzerbewegung, will seine Häuser dauerhaft der Spekulation entziehen und so für mehr preiswerten Wohnraum sorgen.
Das planen auch Karin Eizenhöfer und Thomas Becker. Die waren bereits am Verein "Anders wohnen Stuttgart" beteiligt, der sich vor rund zehn Jahren gegründet hat, mit dem Ziel, in einem generationenübergreifenden Wohnprojekt mit ökologischem Anspruch und stadtteilbezogenem Engagement zusammenzuleben. Nach sieben Jahren vergeblicher Suche warf der Verein das Handtuch – der Stuttgarter Wohnungsmarkt hatte schlichtweg keine geeigneten Immobilien für ein solches Projekt zu bieten. Als sich die beiden Ende 2016 mit einem weiteren Mitstreiter erneut auf die Suche begaben, glaubte Becker, Geschäftsführer des Bio-Genossenschaftsladens "Plattsalat" und Begründer der <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft pedalkraftmeier-3694.html _blank external-link>Initiative "Freies Lastenrad Stuttgart", eigentlich nicht, dass es irgendeinen Sinn hätte, auf dem freien Markt zu suchen.
Aber Karin Eizenhöfer gab nicht auf. Beharrlich durchkämmte die Künstlerin und Volkshochschul-Sachbearbeiterin die Angebote eines Immobilienportals, bis sie auf den Kesselhof stieß: zwei Häuser, ein Konglomerat von An- und Umbauten in Stuttgart-Botnang. Alt, schön, problematisch, aber sehr anziehend. Im größeren, dreigeschossigen Hinterhaus hatten die letzten Besitzer ein Fotostudio betrieben, das Vorderhaus war vermietet. Auf die Instandhaltung von Haus und Garten hatten sie keine größeren Anstrengungen verschwendet.
Eine ganze Reihe glücklicher Fügungen war nötig
"Normalerweise ist so ein Objekt innerhalb einer Woche verkauft", sagt Becker. "Manchmal auch schon nach drei Tagen." Inzwischen zu viert, hatten sie zu dieser Zeit aber gerade mal ein unverbindliches Gespräch mit der GLS-Bank geführt, die solche Wohnprojekte fördert. Mietshäuser-Syndikat bedeutet aber immer einen langen Vorlauf: Verein gründen, Konto einrichten, GmbH gründen und dafür nochmal ein Konto einrichten, zählt Becker auf. Wer weiß, wie lange es dauern kann, bis allein ein Verein im Vereinsregister eingetragen ist, hätte dem Projekt Kesselhof vor einem Jahr keinerlei Chancen eingeräumt.
Denn dies alles im Rahmen der kurzen Zeit hinzukriegen, in der normalerweise ein solches Objekt über den Tisch geht, ist eigentlich völlig unmöglich. Und damit noch nicht genug: Ein Architekturbüro musste beauftragt werden, wenigstens eine grobe Kostenprognose für Umbau und Sanierung der Gebäude zu erstellen. Denn mit dem Kaufpreis ist es nicht getan. Kreditvergaben und der Eigenanteil errechnen sich nach der Gesamtsumme, einschließlich Sanierung. 128 Projekte wurden bisher im Mietshäuser-Syndikat realisiert, 34 davon in Baden-Württemberg. Ein einziges davon ist gescheitert, nachdem bereits ein Objekt erworben war, wegen explodierender Baukosten.
2 Kommentare verfügbar
Kornelia E.
am 15.03.2018Seminare? Fortbildungen? Erkenntnisvermittlung?
Best practice?
www.der-Kesselhof.de