Wie lässt sich dem Klimawandel entgegenwirken? Die verblüffend einfache Antwort: durch pflanzliches Wachstum. Nur durch Photosynthese kann Kohlendioxid, das die Ozonschicht der Erdatmosphäre schädigt, in Sauerstoff zurückverwandelt werden. Es müssten also Millionen von Bäumen gepflanzt werden. Doch die Realität sieht anders aus: Nirgends ist der Flächenverbrauch gestoppt, von der Rodung tropischer Regenwälder ganz zu schweigen.
Auch das Mikroklima in einer Großstadt wie Stuttgart lässt zu wünschen übrig. Feinstaubrekordwerte schädigen die Gesundheit. An heißen Sommertagen heizen sich Asphalt und Steine den ganzen Tag auf, sodass es dort, wo Grünflächen fehlen, selbst nachts nicht zur Abkühlung kommt. Pflanzen, vor allem alte, ausgewachsene Bäume, können hier nachweislich helfen. Viele Straßenbäume wurden allerdings in den vergangenen Jahrzehnten gefällt: um Raum für Parkplätze zu schaffen, weil sie nicht mehr als standsicher eingestuft wurden oder auch, weil Krankheiten einzelnen Arten im belasteten Stadtklima immer wieder stark zusetzen.
Eine Antwort auf den Klimawandel heißt "Pflanzenaddition"
Nun braucht ein Baum einige Jahrzehnte, bis er seine volle Größe erreicht hat und damit seine Wirkung auf das Stadtklima entfalten kann. Eine kurzfristig, wenn auch weniger wirksame Alternative kann eine Fassadenbegrünung sein. Ferdinand Ludwig ist dabei, ein System zu entwickeln, das die Vorzüge von beidem vereint. Das Prinzip heißt Pflanzenaddition: Auf Gerüsten bis zur Höhe eines ausgewachsenen Baums stellt er geschossweise Kübel mit Baumsetzlingen, die an Kreuzungspunkten mit Klemmen oder Schrauben zusammengepresst werden und im Lauf von zehn Jahren fest zusammenwachsen. Dann kann das Gerüst entfernt werden, und die Wurzeln der untersten Etage versorgen die gesamte pflanzliche Konstruktion bis in die höchsten Wipfel mit Wasser. Dabei stabilisiert sich die gitterartige Struktur selbst und kann hohe Windlasten aufnehmen, auch wenn die einzelnen Stämme noch weit vom Durchmesser eines ausgewachsenen Baumstamms entfernt sind.
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Schwabe
am 24.05.2015