"Die Zeit drängt: Der Rückgang von Bienen, Schmetterlingen, Amphibien, Reptilien, Fischen, Vögeln und Wildkräutern ist im Ländle alarmierend. Die Hälfte der Wildbienenarten ist gefährdet, am Bodensee sind seit 1980 ein Viertel aller Vögel verschwunden und landesweit sinkt die Masse an Insekten um dramatische Werte", heißt es auf der Homepage des Volksbegehrens. "Da die Politik diese Bedrohung nicht verbindlich bekämpfen will, machen wir BürgerInnen eben selbst Politik - und bringen einen Gesetzentwurf ein, der Artenvielfalt schützt und die Agrarwende vorantreibt". So begründen die Initiatoren, die Berufsimker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger aus Stuttgart, das Begehren.
Sie berufen sich auf das Braunschweiger Thünen-Institut, das die Bundesregierung berät und empfiehlt, auf Giftspritze und Kunstdünger weitgehend zu verzichten. "Wir wollen mehr Öko wagen, nicht irgendwann, sondern bald", sagen sie. Die Landesregierung solle Öko-Landwirtschaft so fördern, dass bis 2025 ein Viertel und bis 2035 die Hälfte aller landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Bisher sind es 14 Prozent, der Anteil der Öko-Höfe liegt bei rund elf Prozent. Der Südwesten gilt damit als Spitzenreiter, wie Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) zuletzt stolz verkündete.
Nichts gefährdet Biene & Co. mehr als Pestizide, sagen die Bio-Imker. Sie vergifteten Beikräuter und "Schädlinge" – und so die Nahrungsgrundlage für viele Tiere. Außerdem begünstigten Ackergifte artenfeindliche Formen der Landwirtschaft, etwa Monokulturen. Deswegen gebe es nur eine Lösung: "Weniger Pestizide braucht das Land. Die Landesregierung soll bis Anfang 2022 einen Plan vorlegen, wie der Anteil der mit Pestiziden belasteten Flächen im Land bis 2025 um die Hälfte reduziert werden kann", fordert das Volksbegehren.
"Wo Naturschutz draufsteht, soll auch Naturschutz drin sein", beklagen die Initiatoren, dass hierzulande auch auf besonders geschützten Flächen große Mengen an Pestiziden ausgebracht werden. Damit soll das Volksbegehren Schluss machen: "Das Pestizidverbot betrifft ausschließlich Schutzgebiete, die dem Schutz der Artenvielfalt dienen. Und selbst dort gibt es in unserem Gesetzentwurf klar geregelte Möglichkeiten für generelle Ausnahmen."
Streuobstwiesen verschwinden. Kommen Giftverbot und Öko-Pflicht?
In keinem anderen Bundesland stehen so viele alte Obstbäume wie in Baden-Württemberg. Für diese einmalige Kulturlandschaft trage das Land eine besondere Verantwortung. Streuobstwiesen sind von besonderer Bedeutung als Lebensraum für geschützte Arten. "Das Volksbegehren fordert einen wirklichen Schutz vor Abholzung. Die übliche Pflege und Nutzung wird davon nicht beeinträchtigt", betonen die Initiatoren.
Die jüngsten Streuobst-Daten stammen aus dem Jahr 2005, damals gab es 9,3 Millionen Bäume im Land. Im Vergleich zur Schätzung im Jahr 1990 hat der Bestand damit um 2,1 Millionen Bäume abgenommen. 1965 wurden noch rund 18 Millionen Streuobstbäume gezählt (damals mit Beständen innerhalb von Siedlungsbereichen). Angesichts des ungebremsten Flächenverbrauchs dürften bis heute Hundertausende weiterer Bäume verschwunden sein.
5 Kommentare verfügbar
Jens Mack
am 11.10.2019Was genau die bayern anders…