Es gab überwiegend positives Echo im Sinne von: Warum sind wir da nicht früher drauf gekommen?
Ja, warum nicht?
Weil wir Umweltverbände oft aus dem Bauch raus argumentieren. Ich bin manchmal beruflich auf das Auto angewiesen. Und am Rand der Autobahn liegen so viele tote Greifvögel, da dachte ich irgendwann, warum greift das eigentlich nicht mal einer auf. Immer nur die Windräder stehen in der öffentlichen Kritik. Ich habe versucht, das Thema zu versachlichen, weil es immer mehr Lobby-Gruppen gibt, die das Vogelsterben an Windrädern für sich nutzen.
Welche Lobby-Gruppen meinen Sie genau?
Früher haben große Konzerne mit offenem Visier gekämpft, heute schicken sie Bürgerinitiativen vor. Wir erleben bei der Windkraft, dass die teilweise von der Braunkohle- oder Erdöl-Lobby kommen. Das Thema Windkraft kommt jedenfalls immer interessengeleitet in den Medien vor. Schauen Sie, wenn ich im Schwarzwald wandern bin, höre ich vor allem sehr viel Motorenlärm von Autos und Motorrädern. Aber in den Medien wird über Infraschall durch Windräder diskutiert. Da stimmt doch was nicht.
Ja, das ist wohl wahr.
Windkraft ist da auch nicht das einzige Thema bei dem manipuliert wird. Vor zwei Jahren haben wir vom BUND viel zum Insektensterben gemacht. Insektenkundler sind ein sehr scheues Volk. Die laufen über Wiesen und sammeln ihre Käfer, wir von den Umweltschutzverbänden sind dann die Lautsprecher. Ich habe richtiggehend drauf gewartet, dass irgendwann die Gegenkampagne kommt. Und zack, ein paar Wochen vor der Wahl soll es plötzlich kein Insektensterben mehr geben. Insektensterben sei eine Wahlkampfstrategie der Grünen, sagt man dann.
Sagt wer?
Die Industrie! Und die Medien schreiben das. Die Industrie kramt dann beim Bienensterben die Varroamilbe raus. Diese Milbe ist auch mitverantwortlich, das stimmt, aber eben nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem sind Agrargifte. Und das Hauptproblem beim Vogelsterben ist eben nicht das Windrad, sondern genauso Glasscheiben, Stromleitungen, Gebäude, Züge, der Verlust an Lebensraum und vor allem das Insektensterben. In manche Teilen Deutschlands sind 80 Prozent der Nahrungsgrundlage von Vögeln bereits einfach weggestorben.
Das klingt nicht gut.
Nein. Ich vergleiche das immer mit Asbest. Früher hat man das Problem mit Asbest runtergespielt, wie man heute das Vogelsterben durch Windräder hochspielt und den Klimawandel leugnet. Wieviele Opfer hat es gekostet, bis Asbest verboten wurde? Und wieviele Opfer wird der Klimawandel kosten, bis es einer merkt? Die Debatte, die wir über Windkraft führen, ist nicht objektiv. Wir müssen sie versachlichen. Und das versuche ich.
5 Kommentare verfügbar
Hermann Dirr
am 15.08.2017Das ist tragisch, nur wir haben 45 Millionen Kraftfahrzeuge in Deutschland und ich glauge die meisten zurückgelegten Kilometer fährt man um etwas zu…