Mit 27 Jahren ist Stephan Dalley vom Himmel gefallen mit dem Gleitschirm. Sein Knie war zertrümmert und auch nach zwei Operationen sah es nicht so aus, als könne der Student des Bauingenieurwesens in absehbarer Zeit wieder das machen, was er am liebsten tat: sich draußen frei bewegen. Er stellte sich auf eine langwierige Rekonvaleszenz ein. Doch just als er seine Krankmeldung abgab, ging alles ganz schnell. Da begegnete er dem ersten Heiler in seinem Leben – und auch "dem ersten spirituellen Menschen, der mich verstanden hat".
Aus Stephan Dalley, Jahrgang 1965, ist dann kein Bauingenieur, sondern selbst ein hauptberuflicher Heiler geworden. So steht es auf seiner Visitenkarte und dazu gibt es auch eine Praxisadresse nicht weit vom Ludwigsburger Bahnhof entfernt. Hier ist er vier Tage die Woche von 9 bis 17 Uhr mit den Krankheits- und Lebensgeschichten seiner Patienten beschäftigt. Die Haare trägt er lang, zur Jeans ein T-Shirt, und wenn er lacht – was er sehr oft tut – dann tut er das laut und herzhaft.
Stephan Dalley schwätzt schwäbisch und wenn er so erzählt, dann ist alles ganz unkompliziert. Christus ist schon immer sein Freund gewesen und inzwischen vertraut er genauso auf Buddha und fernöstliche Philosophien. In seiner Freizeit geht er am liebsten Klettern in den Felsengärten am Neckar, und vergangenen Sommer ist er zu Fuß bis nach Venedig gewandert. Auch in seiner Praxis hat er es immer wieder mit Sportlern zu tun. Insbesondere bei Profifußballern hat es sich herumgesprochen, dass es hier Heilung und Stärkung geben könnte – auch mental. Und wenn nötig auch per Fernheilung via Smartphone.
Zu ihm kann montags jeder in die offene Sprechstunde kommen, Einzeltermine gibt es nach telefonischer Vereinbarung. Das Interesse ist groß und das gilt genauso für seine Vorträge übers Jenseits, seine monatlichen Gruppenheilungen in der Besigheimer Stadthalle und die zweitägigen Chakra-Seminare in Bietigheim-Bissingen.
Stephan Dalley kann mit Menschen und hat ihnen auch was zu erzählen. Ihm geht es nicht nur ums Heilen. Er bringt es auf die Formel: "Ich heile, damit die Menschen mir zuhören. Mein Auftrag ist es eigentlich, die Menschen aufzuwecken. Du bist nicht nur Körper, du bist göttlich-geistiges Wesen." Die unbekannten Größen in dieser Formel versucht er anhand seiner persönlichen Geschichte näher zu definieren. Und die beginnt in Bad Cannstatt bei Stuttgart. Dort ist Stephan Dalley 1965 als der mittlere von drei Brüdern zur Welt gekommen. Der Vater arbeitete als Maler, die Mutter war erst daheim, später bei der Sparkasse. Als Stephan Dalley vier Jahre alt war, verunglückte sein Vater bei einem Verkehrsunfall. Und doch war der Vater für ihn mit dem Tod nicht völlig verschwunden. Stephan Dalley sagt, er habe ihn immer noch gesehen, "so richtig wahrgenommen in Gestaltform". Er erzählt: "Ich konnte auch mit ihm reden. Für mich war das ganz normal. Aber für die anderen halt net." Und eben deshalb, weil das für alle anderen so "unnormal" war, habe er dann auch keinem mehr davon erzählt. Mit sieben Jahren – "da wird der Verstand stark" – sei das verschwunden.
Der Pfarrer sagte, Dalley habe nicht alle Tassen im Schrank
Schon immer eng verbunden fühlte sich Stephan Dalley mit Jesus Christus. Und das von klein auf, obwohl in der Familie Religiosität nicht gelebt wurde. Seine ganze Kindheit über habe er eigentlich hauptsächlich mit Christus gesprochen – seinem besten Freund. In der Schule sei er keine sonderliche Leuchte, wohl aber ein Sonderling gewesen. Am liebsten war er draußen unterwegs, im Wald, bei Ski- und Klettertouren in den Bergen. Dort, in der Natur fühlte er eine besonders starke Verbindung zur "Geistigen Welt", wie er es nennt. Von dieser "Geistigen Welt" habe er mit 16 Jahren die Aufforderung erhalten, er solle Menschen heilen. Damals habe er das abgelehnt und der "Geistigen Welt" gesagt: "Das mach ich net, lasst mich, ich will mei Ruh'." Zumal er immer wieder erlebte, wie viel Skepsis und Ablehnung ihm begegnete, wenn er mit anderen über dergleichen sprach. Der Pfarrer etwa habe ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, er solle die Toten ruhen lassen und hätte ja nicht alle Tassen im Schrank, wenn er glaube, er könne mit seinem verstorbenen Vater reden. Stephan Dalley hat dann selbst die Bibel in die Hand genommen und für sich alleine darin gelesen: "Ich wollte keinen, der mir interpretiert, was ich zu denken hab'. Ich hatte ja selbst den Draht 'nach oben' und konnte dort direkt fragen."
Jesus ist für ihn bis heute ein Gesprächspartner, der sich ihm jederzeit zeige. Dafür brauche es weder eine Kirche noch ein Heiligenbild. "Ich mache die Augen zu und habe das Bild. Er zeigt sich, wie er will – nicht, wie ich will. Das ist nichts Statisches." Und, so fügt Stephan Dalley an und lacht dann schallend: "Ich hab Jesus Christus nie leidend erlebt. Mit dem hat man so viel Spaß, der hat so viel Humor und sagt immer: 'Lass das Leiden! Das hab ich einen Tag lang gemacht und bin dann doch nicht gestorben am Kreuz.'"
Stephan Dalley hat Zimmermann gelernt, eine Kaufmannslehre gemacht und schließlich ein Studium des Bauingenieurwesens angefangen. Dann kam der Gleitschirm-Absturz. Das Krankenhaus. Seine Heilung, völlig unverhofft. Ohne dass er sich auf die Suche danach gemacht hätte. Sein Trümmerbruch im Knie war bereits zweimal operiert. Der Professor im Krankenhaus hatte zum künstlichen Kniegelenk geraten, doch das wollte Stephan Dalley nicht. Er arbeitete damals neben seinem Studium als Bademeister in Bietigheim-Bissingen. Als er sich bei seinem Chef krankmeldete, da fragte der, wie lange er an dieser Verletzung herumlaborieren wolle. So lange, bis es wieder geht, hatte Stephan geantwortet. Der Bäderleiter hatte eine andere Idee. Er ging mit ihm in ein Hinterzimmer des Schwimmbades. Dort hatte er sein Universalpendel. Er legte Stephan die Hände auf den Kopf und betete. Zweimal die Woche trafen sie sich fortan hier. Schon nach zwei Wochen spürte Stephan, dass er sein Knie wieder bewegen konnte. Weitere sechs Wochen später war er schon wieder zum Klettern in Spanien. Und hätte dann ganz gerne noch ein bisschen mehr von dem Bäderleiter darüber erfahren, was der da eigentlich mit den Händen gemacht und gebetet habe. Doch der ließ ihn abblitzen: "Dir erkläre ich nichts. Du hast selbst Verbindungen und kannst das selbst klarmachen." Und Stephan verstand: Das, was er hier erlebt hatte, war das, was ihm die "Geistige Welt" schon Jahre zuvor angetragen hatte. Und jetzt, elf Jahre später, war er bereit dafür. Jetzt konnte es losgehen.
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I V
am 14.08.2017