Der Himmel über der ehemaligen Papierfabrik gehört den Mauerseglern, die rabaukenmäßig ihre Künste demonstrieren. Zwischen den Asphaltplatten kommt mehr und mehr Grün und treibt Blüten. Ganz hinten im Innenhof geht es die Treppe hoch, durch zwei Stahltüren hindurch und schon steht man mitten im Faust Studio: Hans Joachim Irmler werkelt in der Küche und schneidet Zwiebeln für seine Kässpätzle. Ein Blick aus dem Fenster. Das Wasser unten im Seitenarm der Donau springt über drei flache Stufen, wird immer schneller, sammelt sich und kreiselt zurück bevor es weiterfließt und die Turbine zum Summen bringt.
Irmler, Jahrgang 1950, ist in Mengen aufgewachsen und hat sich ein breites Schwäbisch bewahrt, viele schwarze Haare und ein offenes, ansteckendes Lachen. Beim Kochen versinkt er genauso in sich und seine große Gelassenheit wie beim Tüfteln an synthetischen Sounds. Er hat ein halbes Leben in und um Hamburg gewohnt und seine selbstentworfene Elektro-Orgel in Stellung gebracht gegen alles, was man als eingängige, leicht konsumierbare Musik versteht. Mit der Band "Faust" lieferte der Technik-Frickler ein schräges, schrilles und improvisiertes Kontrastprogramm und zelebrierte Messen der unangepassten Töne auf höchstem Niveau – überall dort auf der Welt, wo Krautrock als Offenbarung verstanden wurde.
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