Jörg Rupp kann es bis heute nicht fassen, was ihm im vergangenen Mai im Malscher Rathaus widerfuhr. Als Sprecher einer Bürgerinitiative hatte der grüne Gemeinderat für den Bau von fünf Windenergieanlagen (WEA) bei der badischen Kleinstadt geworben. Er hat auf die Chance verwiesen, mit Windstrom etwas für den Klimaschutz zu tun, an eine lebenswerte Zukunft erinnert, und gesagt, es seien nur geringe Opfer nötig, die die Malscher bringen müssten. Außerdem könne die Gemeinde noch Geld verdienen mit der Flächenverpachtung.
Der Appell kam nicht gut an. Mehrfach wurde Rupp von wütenden Zwischenrufen unterbrochen, und einer der Windkraftgegner folgte ihm in der Sitzungspause gar auf die Toilette, baute sich dort vor ihm auf. "Er drohte, dass ich das nächste Pinkelgehen nicht überlebe", erzählt Rupp. Wieder zurück im Sitzungssaal meldete er dem Ratsgremium den Vorfall. "Teile des Publikums fingen an zu lachen, ebenso wie fast die gesamte CDU-Fraktion", erinnert er sich.
Ein Einzelfall? Leider nicht. "Im Ort ist bekannt, dass ich für Energiewende und Klimaschutz bin", sagt Gerhard Brenner, Gemeinderat in Korb, einem Weinflecken rund 20 Kilometer östlich von Stuttgart. Auch ihm wurde das Engagement für einen Windpark auf der benachbarten Buocher Höhe übel genommen. In seinem Briefkasten steckte ein Kuvert mit einem toten Fisch. "Da kriegt man Angst und fragt sich, was als nächstes passiert", sagt Brenner.
Bundesweit machen Rotorgegner mit fragwürdigen Aktionen mobil. Auffällig aggressiv im Südwesten der Republik, wo konservative Regierungen die Windenergie jahrzehntelang verteufelten. Furcht und Schrecken zu verbreiten, scheint dabei Methode zu haben, um die positive Einstellung der Bevölkerung gegenüber Erneuerbaren Energien zu kippen. Denn noch befürwortet eine Mehrheit den Ausbau von Solar- und Windenergie.
55 Kommentare verfügbar
Klaus-Peter Kolling
am 07.10.2017Eigentlich ist es völlig gleich welche Argumente gegen die Windenergie angeführt werden, die Befürworter sitzen in Wolkenkuckuksheim und setzen sich über die Physik hinweg. Schlimmer noch, sie tun so als ob die paar Prozente CO2 Einsparung das Weltklima retten. Brasilien hat…