Anders als noch im Vorjahr machten ihm in diesem Frühjahr auch keine Spätfröste einen Strich durch die Rechnung. "Es gibt so viel Obst wie selten", sagt Dreyer. Selbst mit der Getreideernte, vor wenigen Tagen eingefahren, ist er relativ zufrieden. Verluste bei den einen Kulturen gleichen Gewinne bei den anderen aus. Derzeit gibt es im Hofladen etwa Zucchini im Überfluss, während Salat Mangelware ist. "Im Vergleich zu Betrieben in Nord- und Ostdeutschland geht's uns noch richtig gut", betont der 29-Jährige.
In der deutschen Sahelzone, wie manche schon jene Dürrezonen der Republik nennen, fiel teilweise seit April null Niederschlag. Schlechtere Anbaubedingungen verschärfen jedes Wetterextrem zusätzlich. So sind die Böden sandiger als im Südwesten, sie können weniger Wasser halten. Als fatal erweist sich auch die einseitige Fruchtfolge. Mais als Futterpflanze liefert zwar große Erträge und viel Energie für Milch- und Mastviehherden, die mehrere hundert oder gar tausende Rinder zählen. Allerdings benötigt Mais neben reichlich Sonne und Wärme auch viel Wasser bis spät in den Herbst. "Wir haben bessere Böden, wirtschaften kleinteiliger mit vielen verschiedenen Kulturen, machen andere Fruchtfolgen und nutzen Leguminosen als Futterpflanze", beschreibt Lukas Dreyer den Unterschied zu den dürregeplagten Betrieben im Norden der Republik. Anbaumanagement, Diversifizierung und Sortenwahl gelten als Stellschrauben, um die Folgen des Klimawandels besser zu beherrschen.
Wo Dürre und Hitze in diesem Sommer Wüste hinterlassen, soll nun Bares weiterhelfen. Dabei geht es nicht um einen Heiermann, wenn der Cheflobbyist der Landwirte Geld für seine Klientel erbettelt. "Haste mal ne Milliarde?", diese Summe wünscht sich Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied als Notgroschen vom Steuerzahler. Nach Rukwieds Hilferuf wurde munter diskutiert, ob sich die Bauern dieses Geld überhaupt verdient haben. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) will zwar den offiziellen Erntebericht abwarten, signalisierte aber schon mal grundsätzlich Zustimmung: "Es geht bei Lebensmitteln nicht um irgendein Produkt, sondern um unsere Mittel zum Leben", philosophierte die Winzertochter.
Vorstoß des Bauernpräsidenten selbst unter Bauern umstritten
Genüsslich listete "Bild" unter Klöckners Statement die Subventionen auf, die deutsche Bauern auch ohne Schlechtwettergeld schon bekommen. So gab's von der EU im vergangenen Jahr 6,5 Milliarden Euro. Im nächsten Bundeshaushalt seien zusätzlich vier Milliarden eingeplant, um die Bauern sozial abzusichern. Obendrauf gebe es vom Bund weitere 895 Millionen pro Jahr, um die Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen. Nicht zu vergessen: weitere rund 700 Millionen pro Jahr als Steuervergünstigungen für Agrardiesel und Zugmaschinen. "Keine andere Branche erhält vom Staat so hohe Subventionen wie die Landwirtschaft", schlussfolgerte "Bild", "Unterstützung, die auch viele andere Branchen gerne hätten – aber nicht bekommen. Egal, ob das Wetter ihr Geschäftsmodell beeinträchtigt".
4 Kommentare verfügbar
Max Klein
am 13.08.2018Zusätzlich hätte die Bild recherchieren können, dass ein dicker Batzen der Subventionen für Tier- und Umweltschutz an die Landwirte bezahlt wird. Macht einer seine Liegebereiche für Kühe größer oder verzichtet auf Weizen und baut stattdessen eine Blühwiese an (von der man kein Produkt verkaufen kann), bekommt er dafür eine Entschädigung. Aber halt: Warum braucht man diese Entschädigung, bzw. diesen Anreiz zum Umweltschutz überhaupt? Weil keiner Bock hat, im Supermarkt ein Schnitzel für 10 Euro zu kaufen. Das will ich nicht kritisieren, niemand kauft gern teuer ein. An sich finde ich aber eine tolle Errungenschaft, dass wir uns als demokratische Gesellschaft zusammenraufen und sagen: "Für Tier- und Umweltschutz bezahle ich! An der Ladentheke bin ich schwach, aber gemeinsam können wir für die Aufwertung der Tierhaltung und Landwirtschaft bezahlen."
Ist doch bei Versicherungen ähnlich. Alleine legt kaum jemand Geld für Krankheitsfälle zurück. Gemeinsam haben wir aber entschieden, dass eine staatliche Krankenversicherungspflicht diese individuellen Versäumnisse wettmacht. Eine tolle Errungenschaft.
Trotzdem kommen immer wieder Leute auf die Idee, dass es vernünftig wäre, an den staatlichen Ausgaben zur Grundversorgung zu sägen. Da wird nicht geschaut, wofür Landwirte eigentlich das Geld bekommen. Kürzt man die Subventionen, geht es Tieren, dem Boden und der Umwelt hier genauso gut oder schlecht wie aus einer Agrarfabrik in sonstwo. Nein Danke, dafür zahle ich gerne!
Zur Trockenheit: Es sind schon Futterbörsen eingerichtet worden, wo Landwirte ihre Produkte handeln können. Das ist eine große Hilfe. Viele Kleinbetriebe in Süddeutschland haben hier ein hartes Jahr vor sich, aber die packen das. Schließlich machen die Landwirtschaft schon seit Generationen.
random someone
am 13.08.2018Wir brauchen keine Kuehe zum ueberleben.
Ruby Tuesday
am 08.08.2018Marcus Steiniger
am 08.08.2018