Wenn in Ungersheim die Sonne scheint, dann strahlt auch Jean-Claude Mensch. "An solchen Tagen können wir unseren Energiebedarf zu hundert Prozent decken", sagt der Bürgermeister des kleinen Dorfes im Elsass, das über ein eigenes kommunales Solarkraftwerk verfügt. Mensch macht das stolz, denn der 71-Jährige hat geschafft, wovon andere Stadtoberhäupter höchstens träumen: Ungersheim ist nahezu energieautark. Während nur 20 Kilometer entfernt das marode Atomkraftwerk Fessenheim für Aufregung sorgt, hat Mensch ein reines Gewissen. "Wir sind eine der wenigen Kommunen, die sich gegen Fessenheim aussprechen", sagt er. "Aber wir meckern nicht nur. Wir tun etwas."
Im Jahre 2011 hat sich Ungersheim zum Transition Town erklärt. Die europaweit aktive Bewegung will in teilnehmenden Städten ein nachhaltiges Wirtschaftssystem aufbauen. Oder um es mit den Worten von Jean-Claude Mensch zu formulieren: "Wir versuchen uns aus den Zwängen des Kapitalismus zu befreien." Trotz solcher markigen Sätze sieht Ungersheim nicht gerade aus wie ein Ort, in dem die Revolution tobt. Eher wie eines von vielen Dörfern im Elsass, die sich nach und nach von ihrer historischen Bausubstanz verabschieden. Die Kirche steht noch, aber fast überall ragen moderne, rote Dächer in den Himmel. In der Ferne brummt ein Traktor auf dem Acker. Ansonsten: gähnende Leere.
Pferde-Fuhrwerk statt Schulbus
Doch auf dem Weg zum nachhaltig autarken Dorf hat Ungersheim schon viel erreicht. Der Schulbus: durch ein Pferde-Fuhrwerk ersetzt, die Straßenlaternen: auf energiesparende LEDs umgerüstet, Pestizide: aus der Landwirtschaft verbannt. Die neun jüngsten Wohnhäuser wurden im Niedrigenergie-Stil gebaut, öffentliche Gebäude mit Energieausweisen versehen, in der Schulkantine kommt Gemüse von den umliegenden Feldern auf den Tisch.
2 Kommentare verfügbar
Dr. Diethelm Gscheidle
am 31.05.2017ich verstehe nicht, warum Herr Mensch sich in seiner Gemeinde nicht konsequenterweise ein eigenes Kernkraftwerk errichtet hat. Damit könnte er seinen Energiebedarf völlig unabhängig vom Wetter problemlos zu weit über 100% decken. Zudem sind Kernkraftwerke bekanntlich…