Frau Göring-Eckardt, verraten Sie uns, mit gerichtetem Krönchen, wie Sie sich die Niederlagen in NRW erklären?
Da steckt sehr viel Landespolitik drin mit heftigen Angriffen auf die Bildungsministerin und grüne Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann. Was mir aber sehr zu denken gibt für die Bundestagswahl, ist, dass es uns nicht gelungen ist, dem Eindruck entgegenzuarbeiten, die Ökologie sei der Bremser der Ökonomie. Wir werden klarmachen, dass die Wirtschaft nur erfolgreich sein kann, wenn sie auf Nachhaltigkeit setzt und Schluss macht mit dem Raubbau an der Natur. Ich will, dass der nächste Tesla in Sindelfingen oder Wolfsburg gebaut wird und nicht nur in China.
Nochmals zur Bildungsministerin, die gerade bei so sensiblen Fragen wie der Inklusion herabgewürdigt wurde von CDU und FDP. Vergeht Ihnen da nicht die Lust auf eine gemeinsame Regierung im Bund?
Es ist wahr, dass das Thema Bildung und Inklusion für den NRW-Wahlkampf von CDU und FPD instrumentalisiert wurde – auf Kosten der Menschen und vor allem der Kinder. Das geht nicht. Aber Wahlkampf ist immer hart. Auch wir werden unsere Positionen im Bundestagswahlkampf sehr deutlich vertreten. Im Wahlkampf sollte für alle Parteien gelten: Keine Angriffe unter die Gürtellinie.
Können Sie sich noch an Ihren Wahlkampf-Auftritt auf dem Stuttgarter Schlossplatz 2013 erinnern, als sie eine ganze Rede lang von Stuttgart-21-GegnerInnen ausgebuht wurden?
Natürlich. Es gibt Menschen, die trotz Volksentscheid unzufrieden waren. Das ist auch ein Teil der Zivilgesellschaft. Und vor allem ist es erlaubt, sich trotzdem zu wünschen und dafür zu kämpfen, dass es anders wird. Ich bin in der DDR aufgewachsen, und ich weiß, was Meinungsfreiheit bedeutet.
Die aktuelle Lage ist auch nicht rosig. Aber die jüngsten Wahlniederlagen der SPD spielen insofern in die Hände, als die grüne Beweglichkeit plötzlich wieder eine Tugend ist.
Von der SPD machen wir uns genauso wenig abhängig wie von anderen Parteien. Alle Wahlen, die stattgefunden haben, bestätigen uns in unserer Strategie als eigenständige Kraft, die für Ökologie steht, für eine vielfältige Gesellschaft, für den europäischen Zusammenhalt und die soziale Gerechtigkeit, thematisiert aus dem Blickwinkel der sozial Schwächeren. Es fällt uns nicht schwer zu sagen, dass wir in gesellschaftspolitischen Fragen die meisten Gemeinsamkeiten mit der SPD haben, während sie uns in Strukturfragen nicht sehr nahe steht. Ich will einen Wahlkampf aus einer Position der Stärke herausführen.
Die Ökologie ist grüner Markenkern. Haben Sie das Gefühl, dass zu vielen nicht bewusst ist, dass wir die letzte Generation sind, die umsteuern kann?
Nein, ich habe das Gefühl, dass zu viele meinen, wir können nichts machen, dass die ganze Entwicklung, die Erderwärmung und die Klimakatastrophe, die Verwüstungen und die Überschwemmungen, unumkehrbar sind. Das ist falsch. Wir können umsteuern und wir müssen umsteuern, und das wird ein ganz zentrales Thema unseres Wahlkampfes sein.
7 Kommentare verfügbar
Andromeda Müller
am 30.05.2017Man kann Dagdelen nur zustimmen , .... was ist die Motivation von Göring-Eckardt die Wahlen in der Ukraine als demokratisch zu glorifizieren ? Das kann nur der Pro-US-Nato-Neofeudalismus sein , schließlich war sie selbst Mitglied in einem transatlantischen…