"Auf die Polizeibeamtin Kiesewetter und ihren Streifenpartner haben Mundlos und Böhnhardt geschossen", heißt es im Bericht der Ermittlungsgruppe Umfeld, mit deren Einsetzung 2013 SPD-Innenminister Reinhold Gall einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum NSU überflüssig machen wollte. "Belastbare Erkenntnisse zum Tatgeschehen" konnte die Beamten damals nicht vorlegen. Der frühere Leiter der Sonderkommission Parkplatz, Axel Mögelin, wiederholte am vergangenen Montag im Landtag, dass ihm "nichts einfällt", was auf die beiden NSU-Täter hinweist. Ohnehin war er nach dem 4. November 2011, an dem das Terrortrio aufflog, gebremst worden in seinem Ermittlungsdrang.
Für den Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger stand damals schnell fest: "Die Erkenntnisse, die wir jetzt aus Thüringen und Sachsen haben, haben bei mir die Überzeugung begründet, dass wir mit den dort befindlichen Personen, insbesondere mit den Männern, die Gruppe haben, die für den Mord an Michèle Kiesewetter und den Mordversuch an ihrem polizeilichen Begleiter verantwortlich ist." Zu schnell, sagen viele. Dennoch steht die Zwei-Täter-These bis heute. Weil aber viele Indizien nicht wirklich belastbar sind, kommen Untersuchungsausschüsse, Terrorexperten und Kenner der vielen Merkwürdigkeiten an den Tatorten in Heilbronn und Eisenach-Stregda immer wieder auf dieselbe Frage: Ist die offizielle Tatversion die richtige?
Einmalig in der deutschen Kriminalgeschichte
Wolfgang Schorlau, der Stuttgarter Kriminalschriftsteller, der seinen Detektiv Georg Dengler in Sachen NSU ermitteln lässt, hat sie längst beantwortet: "In Eisenach-Stregda zerstört Polizeidirektor Mentzel den Tatort, einen Fiat Camper, in dem sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt angeblich erschossen haben, indem er den Camper mit den beiden Leichen darin im 40-Grad-Winkel gekippt auf einen Laster hochziehen und abtransportieren lässt." Die Leichen, die Gegenstände im Wagen, Waffen, "alles ebenjene Beweisstücke, die im Nachhinein die Mordserie bis hin zu Michèle Kiesewetter erklären sollen – all dies fliegt durcheinander". Diese Zerstörung eines so wichtigen Tatorts durch die Polizei selbst sei in der deutschen Kriminalgeschichte einmalig.
2 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 01.10.2015Die Überschrift "Nagende Zweifel" halte ich für gut gewählt und spricht mir aus der Seele.