Die Union im Südwesten hat ein Alleinstellungsmerkmal in der Republik: 2012, ein Jahr nach dem Machtverlust, ließ sie mit dem wissenschaftlich begleiteten Projekt "Frauen im Fokus" erheben, wie es um ihr Vertrauen steht in der Wählerschaft.
Bei der Präsentation der Ergebnisse kam es deutlich dicker als erwartet: Die Schwarzen hatten die Meinungsführung in allen relevanten politischen Themen verloren, bei Menschen beiderlei Geschlechts. Von den Baden-Württembergerinnen fühlten sich in ökologischen Fragen gerade noch sieben Prozent vertreten, während 80 Prozent den Grünen die größte Kompetenz zuschrieben. Ähnlich niederschmetternd die Antworten zur Wirtschaftspolitik: 40 Prozent hielten die Konzepte der CDU für richtig. Den exakt gleichen Wert fuhren auch die Grünen ein.
Viel ist seither versprochen und beschlossen worden, etwa zum Abbau des eklatanten Männerüberhangs in allen Parlamenten. Der bundesweit niedrigste Anteil weiblicher Mitglieder soll alljährlich um einen Prozentpunkt steigen. Frauenförderung ist Schwerpunktthema. In vielen Kommunen zogen im vergangenen Mai allerdings keineswegs mehr Gemeinderätinnen ein. Eine Änderung des Landtagswahlrechts wagten weibliche Abgeordnete der großen Oppositionsfraktion in realistischer Einschätzung der eigenen Möglichkeiten gar nicht erst zu thematisieren. Eine vorsichtige Modifizierung der Satzung, um für mehr Gleichstellung zu sensibilisieren, scheiterte im Frühjahr. Landeschef Thomas Strobl umgarnt seine Parteifreundinnen stattdessen als Meinungsbarometer: "Wer wissen will, wie die Baden-Württemberger ticken, sollte unsere CDU-Frauen fragen." Die nämlich seien "ganz nah an der Bevölkerung".
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CharlotteRath
am 29.09.2014"Wenn sich die Bundesrepublik Deutschland nicht ein weiteres Mal von der Europäischen Union frauenpolitisch überholen lassen will, muss sie – dem Beispiel anderer europäischer Staaten folgend – eine…