Nicht nur in den Staaten macht sich mehr als verdächtig, wer den arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera hört – eine gelungene Gründung des Investors Tamin bin Hamad al-Thami, kurz: Emir von Katar. Sieben Frauen, 25 Kinder. Meine Omi Glimbzsch in Zittau würde sofort die Straßenseite wechseln, wenn ihr dieser Scheich über den Weg liefe. Nein, nicht weil der fast ein Schwarzer ist, sondern wegen seiner Begleiterin, auch eine Schwarze: Angela Merkel. Aber ob schwarz, weiß, rot oder grün – das juckt keinen mehr: Wer investiert oder deutsche Waffen kauft, dem werden die Füße geküßt. Der Emir ist ein Freund der Muslimbrüder – mein Gott, Walter! Merkel und Steinmeier sind ja jetzt auch Freunde der Pesch Mergas – und die wiederum sind der militärische Arm der PKK, die bei uns verboten ist. Erst wenn sich das (verbotene) Mitglied der Kurdischen Arbeiterpartei nach Hause zu Mutti aufmacht und zur Kalaschnikow oder einer deutschen Feuerwaffe greift, um für uns die Kartoffeln aus dem Feuer zu holen, gibt's das Ritterkreuz der Demokratie. In Katar wiederum, das Israel in Sachen Demokratie einholen will, sitzen ja nicht nur Beckenbauer & Co., sondern faktisch die gesamte Elite des praktizierten Kapitalismus. Viele von deren Geschäftspartnern wiederum stehen unter dem dringenden Tatverdacht, die Terroristen des Islamischen Staats zu finanzieren.
Die Ehefrau vom Beckenbauer hat in Katar noch nie Probleme gehabt, sagt man. Mag sein – es ändert aber nichts daran, dass die inländischen Frauen dort wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Nicht nur das. Es gibt sogar eine dritte Klasse: die Sklaven, die Erbauer der schönsten Fußballstadien, die die Welt je gesehen hat. Der "Sponsor des Schreckens" hatte im Gegensatz zu seinen Sklaven in Berlin einen fulminanten Auftritt. Nicht so ganz hundertprozentig im Sinne der Pflichten unseres Landes zu den Menschenrechten. Aber wenigstens trägt der Emir keine Burka – denn inzwischen weiß man, dass unter mancher Burka genauso oft ein kluger Kopf stecken kann wie unter einem Polizeihelm, ob in Stuttgart, Berlin oder Katar. Um mit Hannes Wader zu singen: Nichts bleibt, wie es war. Katar ist schon lange ein sicheres Herkunftsland fürs Kapital, und Diskriminierung als Fluchtgrund steht nicht auf Merkels Agenda.
Damit Sie wissen, was ich meine, ein Nachsatz zum schlechter gewordenen Wetter für Sinti und Roma, das Kretschmann gemacht hat. Die Leute kommen nicht aus Katar, sondern aus Serbien. Und im grün-roten Koalitionsvertrag heißt es ganz schlicht: "Humanität hat Vorrang."
Nichts als schöne Worte – alles verdächtig!
Peter Grohmann ist Kabarettist und Initiator des Bürgerprojekts Die Anstifter.
6 Kommentare verfügbar
Peter Grohmann
am 25.09.2014Wasser ist ein Lebensrecht.
Kmm zum Konzert am 12.10. in den Kursaal