Aus großer Macht folgt große Verantwortung. Zugegeben, das Zitat ist etwas abgewandelt aus dem Hollywood-Superhelden-Universum geborgt. Das weiß auch Synthes, einer unserer beiden schnurrenden Kurzzeitmitbewohner in der Redaktion, und setzt gleich zum heldenhaften Sprung an. Aber der Spur nach stimmt der kluge Spruch. Und er betrifft momentan vor allem uns, die Medienbranche. Denn was passiert, wenn große Kommunikationsplattformen in die Hände von Populisten geraten, die mit ihrer Reichweite, ihrem exklusiven Wissen um Algorithmen und ihrem Geld Rechtspopulist:innen und Rechtsextreme unterstützen, zeigt sich dieser Tage beispielhaft. Elon Musks Plattform X/Twitter soll seit Übernahme durch den Tech-Milliardär angeblich "freie Rede" unterstützen, spült seitdem aber vor allem Extremes an die Oberfläche. Facebook und Instagram von Mark Zuckerberg schalten zumindest in den USA ihre Faktenchecker ab und auch da – wie bei You Tube von Google – wird das algorithmisch begünstigt, was maximal kontrovers ist. Das sind hierzulande gerne Inhalte der AfD.
Das ist gefährlich, sogar demokratiegefährdend, sagt beispielsweise Martin Andree, Professor an der Uni Köln, der Big Tech erforscht. In einem seiner Bücher prognostiziert er, dass es nicht mehr lange dauert und eine Handvoll Tech-Konzerne hätten analoge Medien überflüssig gemacht. Das ist ein Problem, weil diese Plattformen immer mehr Bereiche unseres Lebens beherrschen, in ihrer Monopolstellung keinerlei Beschränkungen unterliegen und nichts von Transparenz halten. Sie zahlen kaum Steuern, sie sind keiner demokratischen Kontrolle unterzogen, sie sind so systemrelevant, dass man sie nicht mehr loswerden kann, sie machen die falschen Leute viel zu reich und können Demokratien zerstören. Weil sie völlig undurchsichtig darüber bestimmen können, welche Inhalte wem angezeigt werden – oder auch nicht. Und: Klassischen Medien, die sich bisher vor allem über Anzeigenerlöse finanziert haben, nimmt Big Tech die Werbepartner weg.
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