Weil die sogenannte Marktwirtschaft aus allem ein Geschäft macht, ist das Berufsbild Gesundheitsökonom auch kein größerer Widerspruch als all die anderen. In diese Branche ist der Schweizer Gerhard Kocher übergewechselt, nachdem er von 1972 bis 1995 Chefredaktor der Zeitschrift "Zukunftsforschung" war. Er muss also in mehrfacher Hinsicht wissen, wovon er spricht, wenn er sagt: "Wer nach 20 Jahren Journalismus nicht den Beruf wechselt, wird böse enden."
Ein Blick in die jüngere Vergangenheit reicht, um zu verstehen: Inzwischen hat sich die Halbwertszeit von aufklärerischen Textarbeiter:innen halbiert. In diesem Sinne ist Kontext – nicht nur, was das Durchschnittsalter seiner Kolumnisten anbelangt – ein bisschen drüber. Seit bald 14 Jahren überlebt der Laden irgendwie. Und im Gegensatz zur profitgetriebenen Tagespresse bleibt dem Abenteuerspielplatz für Schreibfreudige im Rentenalter zumindest eine Sorge erspart: Die Konkurrenz betrachtet das redaktionelle Zeug auch mal als Quatsch, der zwischen die Anzeigen muss. Die Wochenzeitung ohne Werbung kann sich hingegen auf den Quatsch konzentrieren.
Damit zum Ernst der Lage: Klar ist, dass Medien wie Kontext bitter nötig sind – nicht nur, weil sich die Kraft des Widerstands vieler anderer Presseprodukte auf ihre Paywall reduziert. Es ist eine verdammte Pflicht, sich wenigstens vor der eigenen Haustür um gerechtere Verhältnisse zu kümmern. Sich gegen Nazis, Rassisten und Verschwörer zu wehren. Wenn also von der nächsten Steuer noch was abgesetzt werden muss, gibt es schlimmere Dinge, als für eine gemeinnützige Lokalzeitung zu spenden. Gehen Sie dabei, wie ich, lieber zu weit als gar nicht.
Joe Bauer schreibt seit April 2020 die Spaziergänger-Kolumne "Auf der Straße" in Kontext.
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