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E-Fuels

Aus für Lindners Träume

E-Fuels: Aus für Lindners Träume
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Das Ende der Ampel hat auch gute Seiten: Mit dem Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner ist es ruhiger um E-Fuels geworden. Zu Recht, denn anders als der FDP-Vorsitzende behauptet, werden synthetische Kraftstoffe fossiles Benzin und Diesel nicht ersetzen können.

Tatsächlich dümpeln E-Fuels-Projekte vor sich hin. "Weltweit gibt es derzeit nur eine E-Fuel-Produktion, die nennenswerte Mengen produziert", verweist Steffen Bukold auf die Pathfinder-Anlage von Infinium im US-Bundesstaat Texas. Die aktuellen Produktionsmengen sind Firmengeheimnis. "Im Frühjahr 2024 lagen sie bei mageren 8.300 Liter pro Tag. Zur Größenordnung: Diese Menge könnte den globalen Spritverbrauch für 0,1 Sekunden decken", so der Energie-Analyst.

130.000 Liter beträgt die jährliche Kapazität der chilenischen Pilotfabrik Haru Oni, an dessen Betreiber HIF Global der Stuttgarter Autobauer Porsche Anteile hält. "Bei dieser Menge dauert es rechnerisch über 900 Jahre, um einen mittelgroßen Öltanker für die Abfahrt Richtung Stuttgart-Zuffenhausen zu füllen", rechnet Bukold vor. Nach Kontext-Informationen lag der Ausstoß 2024 nur bei 100.000 Litern. "Analog zum Vorjahr wurde der Kraftstoff unter anderem in der gesamten Porsche Mobil 1 Supercup Saison, dem Goodwood Festival of Speed sowie weiteren nationalen und internationalen Veranstaltungen eingesetzt", sagt ein Porsche-Sprecher.

Ausgabe 628, 12.04.2023

Die Luft ist raus beim Porsche-Kunstsprit

Von Jürgen Lessat

Synthetische Kraftstoffe gelten als Rettung für klimaschädliche Verbrennungsmotoren. Erst im Dezember feierte Porsche im Süden Chiles die Inbetriebnahme einer Anlage, die derartige E-Fuels produziert. Jetzt stellt sich heraus: Anders als behauptet, heizt auch der Sprit aus Patagonien die Erde weiter auf.

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Mehrfach kündete HIF Global an, eine größere Fabrik unweit von Haru Oni bauen zu wollen. Cabo Negro soll 830 Millionen US-Dollar kosten und jährlich über 173.000 Tonnen E-Methanol produzieren. Laut HIF Global wurden Ende 2023 die Anträge auf Umweltgenehmigung eingereicht. Mehr Neuigkeiten gibt es seither nicht.

Auch das Matagorda-Projekt von HIF Global im US-Bundesstaat Texas scheint zu stocken. Baubeginn der E-Fuels-Fabrik sollte im ersten Quartal 2024 sein, nach der Fertigstellung im Jahr 2027 soll sie rund 750 Millionen Liter synthetischen Kraftstoff produzieren. Doch auf dem Bauplatz tut sich offenbar nichts.

Das könnte auch an der Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten liegen. Trump will Subventionen für erneuerbare Energien streichen und im Gegenzug fossile Energien fördern ("Drill, Baby, drill"). Experten erwarten deshalb mehr Angebot an fossilem Öl und Gas, was zu sinkenden Weltmarktpreisen führt. E-Fuels sind dann noch weniger wettbewerbsfähig, was das Aus für E-Fuels-Projekte bedeuten kann.

Im vergangenen August wurde bereits das Flagship-One-Projekt in Schweden gestoppt. Der dänische Energiekonzern Ørsted wollte dort in diesem Jahr die größte E-Methanol-Anlage in Europa bauen. Letztlich ist den Dänen das Projekt zu riskant, sie sehen derzeit keinen Markt für E-Fuels in Europa.

"Ändert sich in einer Weltregion die Energiepolitik, könnten sich im globalen Zusammenhang Anpassungen von E-Fuels-Projekten bezüglich der regionalen Ausrichtung bei Produktion und Absatz ergeben", gibt der Porsche-Sprecher zu. Der Bedarf an den Projekten bleibe aber bestehen, betont er.

Für Infos zu den HIF-Global-Projekten möge man sich doch direkt an das Unternehmen wenden, bittet er noch. Auf mehrfache Nachfragen reagierte HIF Global jedoch nicht.

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17 Kommentare verfügbar

  • Notter
    vor 11 Stunden
    Antworten
    Hervorragende Nachrichten aus den USA, bei aller berechtigter Kritik an Trump hat er in den ersten Amtsminuten mal kurz den planwirtschaftlichen Irrweg E-Mobil beerdigt, das Ende des E-Mobils wird sich in der Welt ausbreiten und zum Schluss wird auch Deutschland seine Geisterfahrt beenden müssen…
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