Es war eine Sause mit viel Prominenz und noch mehr PS: Kurz vor Weihnachten vergangenes Jahr lud Porsche ins 14.000 Kilometer entfernte Patagonien, um die Inbetriebnahme der Spritfabrik Haru Oni zu feiern. Rund 20 Millionen Euro hat der Stuttgarter Autobauer in die Pilotanlage an der Südspitze Chiles investiert, die als weltweit erste ihrer Art jährlich hunderte Millionen Liter E-Fuels erzeugen soll. Für einen elfprozentigen Anteil an der Betreibergesellschaft HIF Global zahlte Porsche zudem 75 Millionen Euro. Feierlich betankte Barbara Frenkel, aus Zuffenhausen eingeflogene Porsche-Vorständin, einen enzianblauen 911er mit dem "völlig neuen, fast kohlenstoffneutralen Kraftstoff". Anschließend driftete Entwicklungschef Michael Steiner vollgetankt übers staubige Werksgelände unweit der Regionshauptstadt Punta Arenas, berichtet der Newsroom des Konzerns.
Grund für die Feier: Mit E-Fuels sollen Porsche-Fans künftig mit reinem Gewissen über hiesige Autobahnen brettern können. Denn anders als fossiles Benzin heizt der Kunstsprit die Erde nicht auf. Bei der Verbrennung wird zwar Kohlendioxid freigesetzt, jedoch nur so viel, wie zuvor bei der Spritsynthese aus der Luft abgesaugt wurde. Bilanziell wird so kein Treibhausgas ausgestoßen, heißt es auf dem Haru Oni-Projektportal. Dies betonen alle Projektpartner, zu denen neben den deutschen Unternehmen Porsche und Siemens Energy auch der US-Ölriese ExxonMobil gehört, der jahrzehntelang die Klimaforschung mit Desinformation zu diskreditieren versucht hatte.
Nur mit aus der Luft gefiltertem CO2 klimaneutral
Inzwischen gibt es jedoch Zweifel an den E-Fuels made in Patagonien. Der Synthesesprit scheint nicht so nachhaltig zu sein, weil die Pilotanlage kein sogenanntes Direct Air Capture (DAC) nutzt. Eine derartige Anlage ist Bedingung, um Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre abzuscheiden. Stattdessen behelfen sich die Betreiber mit "recyceltem" Kohlendioxid, das offenbar fossilen Ursprungs ist. Damit erfüllt der Sprit nicht die Anforderungen, die auch die internationale E-Fuels Alliance für erneuerbare Kraftstoffe nennt: Nur mit aus der Luft gewonnenem CO2 sind E-Fuels klimaneutral.
Wohl deshalb machten HIF Global und Porsche bislang ein großes Geheimnis um die CO2-Abscheidung, indem sie in allen Publikationen ihr Fehlen verschwiegen. Gelüftet wurde es erst durch den US-amerikanischen Youtuber Zach Jobe. Der wollte sich die E-Fuel-Produktion genauer ansehen und reiste dafür zum Haru-Oni-Werk "ans Ende der Welt". Seine Eindrücke lud er am 20. März auf dem Youtube-Kanal "Donut Media" hoch. In dem elfminütigen Video präsentiert er die Syntheseschritte, bevor er mit einem Porsche Panamera zur E-Fuel-Testfahrt losbraust.
11 Kommentare verfügbar
Martin
am 22.09.2023Die ganze Anlage liefert nur 130 ooo l/Jahr Sprit. Das ist für mich das grössere Problem: Mit dieser Menge kann man bei einer Fahrleistung von 15ooo…