Die Dame an der Kasse im Verkehrszentrum des Deutschen Museums ist sehr freundlich. Mit Presseausweis könne man sich alles anschauen. Danke, vor allem interessiert die Sonderausstellung zum Stuttgarter Bahnhof. Dann gehe es dort durch die Tür in Halle zwei, da die Treppe hoch und dann "bis zum Ende immer oben bleiben, dann gehen Sie direkt drauf zu." Oben bleiben – das sollte zu schaffen sein.
Es geht vorbei an alten Autos und Lokomotiven, an Bussen, Motorrädern, Fahrrädern und wieder Autos. Die Hallen sind leer an diesem sehr warmen Sommersamstag, nur ein paar Paare, hier und da ein einzelner Mann bummeln durch die Hallen. Dann, am Ende von Halle 3 auf der oberen Ebene: eine Rotunde mit der Aufschrift "Stuttgart Hauptbahnhof". Vier Meter hoch, zehn Meter Durchmesser, außen schwarz, innen ein Panoramafoto von der Stuttgart-21-Baustelle, Stand November 2024. Aha. Kelchstützen, ein paar Bauarbeiter, Materiallager, ein Kran, nochmal Kelchstützen, ein Gleisbett noch ohne Gleise, nochmal Bauarbeiter oder vielleicht eher Ingenieure, denn sie arbeiten nicht, scheinen sich zu unterhalten. Einmal um die eigene Achse gedreht und fertig. Fotografisch war das sicherlich eine Herausforderung. Der Eindruck? Eine Baustelle unter der Erde mit viel hellem Beton.
Also raus aus der Rotunde und sehen, was es noch gibt. Ein langer Leuchttisch mit schicken Grafiken, Bildern und Texten zu der Idee, dass in Stuttgart unter der Erde einmal acht Gleise mehr können als oberirdisch 16. Erklärungen, dass Beton zwar viele Emissionen bei der Produktion freisetzt, hier aber, wenn er verbaut ist, nicht. Dass die unterirdische Bahnhofshalle sich von selbst belüftet. Dass es durch die Lichtaugen Tageslicht gibt. Dass Konstruktion und Bau der Kelchstützen – sie stützen das Bahnhofsdach – und der Lichtaugen eine enorme bauliche Herausforderung waren und sind. Noch was? Ah, da hängen noch drei Bildschirme an der Außenwand der Rotunde. QR-Code scannen und dann? Landet man auf der Webseite des Architekturbüros Ingenhoven. Also von dem Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven, der 1997 den Wettbewerb für den unterirdischen Bahnhof gewonnen hat. Einziges haptisches Ausstellungsstück: Wie eine antike Büste steht auf einem weißen Sockel ein weißes Modell einer Ingenhoven-Kelchstütze. Ob das Architekturbüro dem Deutschen Museum etwas bezahlt hat für diese imagefördernde Ausstellung?
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