Es sind große und kleine Reisen, die die AutorInnen in diesem Heft-Konzept beschreiben, unterteilt in die Rubriken "Tage", "Wochen", "Monate" und "Jahre" – beginnend mit Mikroabenteuer wie "Folge einem Bach von seiner Quelle bis zur Mündung" oder "Verbringe an Vollmond eine komplette Nacht draußen, ohne zu schlafen ... Vielleicht hast du ja Lust auf eine richtige Nachtwanderung". Es gibt Ausflugstipps für einen Tag (Schwarzwald, Vorpommersche Boddenlandschaft, Wattenmeer), wie die Wanderung von Lisa, Literaturstudentin, die den Brocken im Harz bezwingt, wenn sie eine Pause von ihrem Schreibtisch braucht. "Selbst wenn man es sich nicht explizit vorgenommen hat, einmal gestartet, wird man ganz schnell vom Ehrgeiz gepackt, es dann auch bis zum Gipfel zu schaffen. Einmal ganz oben stehen und diese mystische Landschaft komplett überblicken!", schreibt sie.
Oder Reisen für Wochen: Auch ein Fahrradbus – konzipiert wie ein Lastenrad für mehrere MitfahrerInnen – kann ein prima Gefährt sein. Denn mit dem, berichtet Marie Eckart, lerne man, sich unterwegs ganz neu zu spüren, weil bei der geringen Reisegeschwindigkeit die Seele so gut mitkommt.
Große Abenteuer - mit dem Fahrrad nach Russland oder per Anhalter, Segelboot, Kanu, Bus und zu Fuß von Deutschland bis nach Chile – finden sich unter "Monate" und "Jahre".
Kolumbien ist schlichtweg untrampbar
Liebevoll, mit tollen Fotos und zu großen Teilen von Hand illustriert, ist das Heft. Die Streifzüge durch fremde Welten hat Pia Wieland manchmal in Comics oder Mind-Maps erzählt, Trennseiten sind auf Graspapier gedruckt, es gibt Einleger, wie das kleinformatige und handschriftliche Tagebuch, das eine längere Fährfahrt beschreibt. Auch enthält das Heft Tipps und Tricks, die ein umweltfreundliches und ökologisches Reisen möglich machen. Auf welche Siegel kann man sich verlassen, wenn man nachhaltige Kleidung kaufen möchte? Wie baut man aus einer Konservendose einen kleinen Ofen? Der übrigens, einmal gebastelt, über längere Zeit als Herd und Heizung dienen kann. Oder man erfährt, dass die Couchsurfing-Plattform für Welt-Radelnde "Warmshowers" heißt und das Trampen in Japan, Argentinien und Kasachstan easy funktioniert, Kolumbien dagegen "schlichtweg untrampbar" ist, außer man wendet dort "die Tramper-Geheimwaffe Kolumbiens an und stellt sich hinter Polizeikontrollen (Menschen haben dann keine Angst mehr euch mitzunehmen)."
Ertel und Wieland liegen perfekt in der Zeit mit ihrem Magazin. Als sie die Idee hatten und das Konzept geboren war, besuchte Greta Thunberg in Schweden freitags noch die Schule. In der ersten Phase haben die beiden Heftmacher per Schneeballsystem in ihrem Umfeld nach Geschichten und Erlebnissen gesucht, anfangs trudelten die nur schleppend ein, dann schneller und mittlerweile liegen bei Pia und Tobias so viele tolle Reisegeschichten auf dem Tisch, dass sie schon das nächste Heft füllen könnten.
Selektiert haben die beiden streng und vor allem nach einem Kriterium: Auch die beste Geschichte kam auf den "Nein"-Stapel, wenn ein Flugzeug im Spiel war. "Zu diesem Thema haben wir uns richtig in die Haare bekommen", erzählt Wieland. Denn: Was ist denn nachhaltig? Ist Reisen mit VW-Bus okay? Darf man mit dem Auto fahren? Wenn alle Plätze im Twingo belegt sind? Beides bekam einen grünen Haken, denn, sagt Pia "es gibt eben auch Leute, die wollen nicht per Anhalter fahren, und da wollen wir einen Spagat anbieten."
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