Wie es womöglich nicht der Zufall will: Als mich am vergangenen Samstag die Bitte der Kontext-Redaktion erreichte, mich mit dem Thema "Tun wir zu wenig?" zu beschäftigen, war ich gerade im Stuttgarter Hospitalhof bei der Tagung "Rechtspopulismus – Herausforderung für die Demokratie". Gleichzeitig kündigte die Initiative Die Anstifter eine Diskussion im Württembergischen Kunstverein über die Frage an: "Müssen wir mehr tun?"
Vier Jahrzehnte nach dem legendären "Tunix"-Kongress 1978 in Berlin, der unter anderem zur Gründung der taz und der Grünen inspirierte, sehen sich Aufrechte mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: "Tu was!" Fast könnten wir denken, die Bedrohung von rechts, die Angriffe nationalistischer und völkischer Kräfte auf die liberale Demokratie, bringe neben den antifaschistischen Bündnissen neuerdings mehr gut versorgt besorgte Bürger auf die Beine.
Mit Reden über rechts das Gewissen beruhigen?
Als ich mir die Vorträge von Wissenschaftlern des "Populismus"-Seminars anhörte, stellte ich mir wie so oft die Frage: Wie weit stärkt die theoretische Auseinandersetzung mit dem Rechtsruck meinen Trugschluss, schon allein damit leistete ich einen Beitrag im "Kampf" gegen rechts? In Wirklichkeit, sagte ich mir, dient der Besuch von solchen Veranstaltungen auch der Beruhigung des Gewissens. Je intensiver ich mich zuletzt mit Völkischen und Nazis beschäftigt habe, desto öfter erinnerte ich mich an die Worte Brechts: "Zorn und Unzufriedenheit allein genügen nicht. Das muss praktische Folgen haben."
2 Kommentare verfügbar
Magdalena Schrade
am 25.07.2019Aha - hier aber offensichtlich ebenfalls.
Und wenn dann so ein hiesiger Waffenbesitzer auf das Grundstück eines fremden Menschen geht und ihn totschießt, weil ihm seine…